Abenteuer-Buch: Die Wölfe von Paris

Lese Zeit: 5 Minuten

Autor: Daniel Bleckmann; KOSMOS, 2023

Adventure Game Book, 208 Seiten, Stuttgart 2023; 1 Spieler; ab 16 Jahre


Choos your own Adventure

Ich mag Choose-your-own-Adventure Bücher, bei denen man Entscheidungen trifft und den Verlauf der Geschichte beeinflusst, indem man selbst bestimmt, welchem Pfad der Story man zu einem gegebenen Zeitpunkt folgen möchte.

Man liest einen oder auch ein paar Absätze und wird dann vor die Wahl gestellt, nach links oder rechts abzubiegen, eine Treppe hochzugehen oder ein Tür zu öffnen, einen Gegenstand aufzuheben oder diesen gar zu benutzen… Und manchmal kommt es sogar zu Kämpfen!

Und je nachdem, wie man sich entschieden hat, liest man dann an der entsprechenden Stelle im Buch weiter. Alsbald steht man vor der nächsten Weggabelung und muss wieder entscheiden…

Irgendwann ist die Story dann aus und man hat – wenn man nicht gestorben ist – ein mögliches Finale erreicht!

Die Geschichte der Wölfe von Paris (Spoilerfrei)

Aus dem Klappentext:

„Zeitenwächterin Jeanne Portefaix ist im Paris des 21. Jahrhunderts gestrandet. Dort sucht sie nach Hinweisen, um den 250 Jahre zurückliegenden Mord an ihrem Vater aufzuklären. Das Wolfsauge, ein mysteriöses Artefakt, ist dabei ihre einziger Anhaltspunkt…“

Wir als Leser / Spieler folgen Jeanne durch die Zeit, an den Vorabend der französischen Revolution etwa, oder noch weiter davor, landen dann wieder in unserer Gegenwart, immer dieser Spur folgend.

Die Geschichte nimmt dabei eine Reihe von Wendungen, das Personal ist vielfältig und ein Rabe unser Begleiter, mit dem wir telepathisch in Verbindung stehen.

Spielsystem: Dieses Adventure Games Book

Hier verhält es sich nun ähnlich, aber doch anders, als bei den bekannten Fighting Fantasy-Titeln. Das Buch versteht sich als „interaktives Leseerlebnis“.

Zunächst einmal sind die Geschichten-Abschnitte denn auch länger als bei herkömmlichen Abenteuerspielbüchern. So entsteht schon mal eher das Gefühl, einer Story zu folgen, sie also wirklich zu lesen, als diese selbst wirklich mitzubestimmen.

An gewissen Punkten wartet das Buch mit einer Ortsübersicht auf, die uns dann durchaus Wahlmöglichkeiten gibt: Wir können hier immer entscheiden, welchen Ortsteil wir als nächstes erkunden wollen, und an dieser Stelle lesen wir dann auch weiter.

Diese Reihenfolge, in der wir diese Orte erkunden, hat aber nur relativ geringe Auswirkungen auf den tatsächlichen Handlungsverlauf.

Gegenstände verwenden

Eine Besonderheit in diesem Buch ist das System, mit dem hier Gegenstände verwendet werden können.

An bestimmten Punkten in der Geschichte finden wir, wie in andere Büchern auch, gewisse Gegenstände, die wir irgendwann auch verwenden können / müssen, um in der Story voran zu kommen. Diese Objekte sind auch direkt im Klappendeckel abgebildet und mit Zahlen versehen. Haben wir sie erhalten, setzen wir einfach ein Häkchen in die entsprechende Abbildung (siehe unten).

An gewissen anderen Punkten wiederum werden wir nach dem Lesen eines Absatzes dann aufgefordert, mögliche sinnvolle Gegenstände mit dem aktuellen Ort zu kombinieren: Dazu reihen wir einfach die Zahl des Ortes (z.B. 103, Bild oben) an die des Gegenstandes (z.B. 14, der Feuerstecken, Bild unten).

Dann lesen wir den dieser Zahl entsprechenden Eintrag im hinteren Abschnitt des Buches nach – so es denn einen Eintrag gibt. Bei weitem nicht jeder Gegenstand ist mit jedem Ort verknüpfbar, aber wenn die Kombination zum aktuellen Zeitpunkt Sinn macht, wird es vielleicht einen Eintrag geben.

Diese Einträge funktionieren dann wieder genau wie die anderen Geschichtenabschnitte: Sie treiben die Handlung voran.

Spielverlauf

Die Wölfe von Paris ist flüssig geschrieben und mit den vielen Zeitebenen, durch die sich die Protagonistin bewegt, entsteht jede Menge Abwechslung und durch ein Gefühl von Abenteuer.

Der eigentliche Spiel-Anteil ist dabei allerdings eher gering: Selten hat man wirklich das Gefühl, mit seinen Entscheidungen etwas zu bewirken. Vielmehr liest eine Geschichte, bei der man hin- und her blättern muss, und ab und an den weiteren Verlauf durch die eigenen Entscheidungen etwas abändert.

Da man aber bei einem einzelnen Durchlauf nicht allen Möglichkeiten folgen kann, bietet sich doch ein gewisser Wiederspielwert. Am Ende fächern sich die möglichen Pfade sogar richtig auf, und so gibt es vier verschiedene Enden, die erreicht werden können.

Wahlmöglichkeiten, wie die Story weitergehen soll…

Gesamteindruck

Wahrscheinlich ist es ungerecht, dieses Spielebuch mit den Gründungsvätern des Genres zu vergleichen. Es will eben ein „interaktives Leseerlebnis“ sein, und kein Fighting Fantasy Abklatsch.

Außerdem habe ich den Eindruck, dass der Autor, Daniel Bleckmann, mit seinem Buch auch ein anderes, nämlich noch etwas jüngeres Publikum erreichen möchte. Für leseaffine Jugendliche ist das Buch denn auch ein toller Leckerbissen, der sowohl zum Lesen, als auch zum Spielen animiert!

Und selbst ich habe dieses Buch gern gelesen, wenn ich es auch als relativ leichte Kost empfunden haben mag. Das sind die Klassiker des Choose-your-own-Adventure Genres aber auch.

Wie gesagt: Die Zeitreise-Geschichte fegt wirklich nur so dahin, und bei dem hohen Tempo, das die Leser mitreißt, kann man durchaus auch mal das eine oder andere Auge in Punkto „literarischer Qualität“ zudrücken.

Einzig die Wahl der Erzählform hat mich dann doch immer wieder aus dieser Fantasiewelt geworfen:

Die Geschichte der Hauptfigur Jeanne, der wir folgen, wird nämlich durchgehend in der Vergangenheitsform erzählt. An den jeweiligen Entscheidungspunkten wird der Leser dann aber direkt im Präsens aufgefordert, eine Entscheidung zu treffen. Und dann liest man wieder weiter, was Jeanne entsprechend getan hat.

Das fand ich unglücklich für den Lesefluss.

Aber im Großen und Ganzen ist das Buch wie gesagt vor allem für eine jüngeres Publikum auf jeden Fall empfehlenswert.

Bei meinem Durchlauf habe ich mal mitgeschrieben… Schönes Abenteuer!

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