1-4 Spieler, 60-120 Minuten
Designer: Paul Dennen; Artists: Clay Brooks, Raul Ramos, Nate Storm
Publishers: Dire Wolf, Lucky Duck Games, Asmodee u.a.
HASHTAGS: #TabletopGaming #DeckBuildingGame #TabletopConflict #BoardgameDiscovery #TabletopDune #DuneBoardgameAdaptation #Deckbuilding #Workerplacement #HowToPlay
Die Welt von Dune
Ich versuche den Weltbestseller mal kurz zusammenzufassen, für all jene, die weder die Bücher von Frank Herbert noch die Verfilmung von David Lynch (1984) oder die sensationelle Neuverfilmung von Denis Villeneuve (2021) kennen:
Das Herrscherhaus Atreides wird vom Imperator beauftragt, die Verwaltung des Wüstenplaneten Dune von den Harkonnen zu übernehmen. Auf dem Planeten wird Spice abgebaut, eine überaus wertvolle Substanz, die unter anderem die Grundlage für interstellare Raumfahrt bildet. Wer den Planeten Dune kontrolliert, besitzt daher immense Macht und Reichtum.
Doch der Imperator verfolgt mit der Einsetzung der Atreiden einen geheimen Plan, diese langfristig zu schwächen und unterstützt zugleich insgeheim die Harkonnen bei deren Rückeroberung des Planeten.
Paul Atreides, der Sohn des Herzogs, überlebt die Invasion der Harkonnen und zieht sich in die Wüste zurück, wo er gemeinsam mit seiner Mutter bei den Fremen, einem kriegerischen Wüstenvolk, Unterschlupft und Verbündete findet.
Im Hintergrund geht es bei Dune immer um die Ausübung von Macht, um Blutlinien, die von den Bene Gesserit (einem geheimnisvollen Frauenorden) seit Jahrtausenden gepflegt werden – sie wollen einen Messias züchten -, um Intrigen und langfristige Pläne. Letztendlich aber geht es um nichts weniger als um die Zukunft der Menschheit im Universum.
Wer mehr wissen möchte, sollte die Bücher lesen, sie sind unbedingt empfehlenswert!
Beim Spiele Baron aber geht es um Brettspiele…
Dune als Spiel
Ein Brettspiel, das sich Dune als Thema vornimmt, kann nicht einfach sein. Allein die Vorlage ist dafür viel zu komplex.
Eine erste, bekannte und bei Fans durchaus beliebte Adaption war ein Spiel mit dem einfachen Namen der des Klassikers Dune aus dem Jahr 1979.
Dune Brettspiel 1979-2021
Dune von 1979 war bis vor kurzem noch wohl das bekannteste Dune-Spiel. Es wurde im Lauf der Zeit mehrfach neu interpretiert und aufgelegt, und zuletzt auch mit der aktuellen Filmlizenz gekoppelt als Dune: A Game of Conquest and Diplomacy (2021) nochmal auf den Markt gebracht.
Zwei bis sechs Spieler bekämpfen sich in diesem hochkomplexen Area-Controll-Spiel gegenseitig, schließen Allianzen und befinden sich im ständigen Wettstreit um das wertvolle Spice.
Ich selbst habe das Spiel leider bisher noch nicht gespielt, vor allem, weil es einerseits etwa so regelintensiv wie Twilight Imperium sein soll, und es zugleich sein Potenzial erst mit fünf bis sechs Spielern wirklich entfalten soll. Darüber hinaus müssen die Mitspieler sich mit dem Thema einigermaßen gut auskennen, damit sie den Spielverlauf wirklich schätzen können.
Diese Art von Spielegruppe ist leider nicht leicht zu finden, aber irgendwann kommt auch das noch.
Nun, zum Glück gibt es jetzt Dune: Imperium!
Dune: Imperium
Jeder Spieler spielt erhält zu Beginn des Spiels eine Fraktionskarte, die ihm ein paar Grundfertigkeiten zur Verfügung stellt, ein Kartendeck bestehend aus zehn Startkarten – sie sind für jeden gleich -, Startressourcen, eine Reihe Truppen, sowie zwei Agenten.
Am Beginn jeder Runde ziehen wir fünf Karten von unserem Kartendeck.
Auf dem Spielbrett in der Mitte sind Aktionsfelder abgebildet, die wir dann mit unseren Agenten besetzen können, um die dort abgebildeten Aktionen auszuführen – vorausgesetzt, wir spielen aus unserer Kartenhand eine Karte, die uns dort das Platzieren einer Figur erlaubt.
Mit den Agenten – unseren Arbeitern – holen wir uns auf diese Weise Ressourcen, bauen unseren Einfluss auf die verschiedenen Fraktionen im Spiel aus (Fremen, Bene Gesserit, Raumgilde und der Imperator befinden sich alle am linken Spielfeldrand als Orte, die wir aufsuchen können) und handeln Spice gegen Geld, mit dem wir wiederum Truppen kaufen oder andere Aktionsfelder verwenden können.
Zu Beginn des Spiels hat jeder Spieler nur zwei Agenten zur Verfügung, im Lauf des Spiels kann man einen dritten freischalten und ab dann auch noch eine dritte Aktion in der Runde durchführen.
Alle Handkarten, die man während der Runde nicht ausgespielt hat, kann man am Ende in der Aufdeck-Phase nutzen, um neue Karten von der Imperium-Auslage zu kaufen und so sein Deck zu verbessern, bzw. – je nach Symbolen – die aufgestellten Truppen zu verstärken oder andere Effekte auszulösen.
Truppen, die man während einer Runde ansammelt, kämpfen am Ende derselben nun gegeneinander, und die Kampfkarten (in jeder Runde wird eine neue vom Kampfkarten-Deck gezogen) entscheiden über den Effekt, den ein Sieg in dieser Runde für die Spieler hat.
Das Spiel endet schließlich, wenn entweder der Kampfkartenstapel leer ist, oder wenn der erste Spieler zehn Siegpunkte erreicht hat.
Denn letztlich geht es um Siegpunkte: Wer zum Schluss die meisten hat, gewinnt.
Workerplacement und Deckbau
Die Verschränkung zweier Grundarten von Spielen zu einer Einheit ist schlichtweg genial:
Mit unseren Agentenfiguren besetzten wir Aktionsfelder und führen Aktionen aus (Workerplacement), während wir unser Karten-Deck immer weiter anpassen und so unsere Fähigkeiten verstärken (Deckbau).
Der Deckbau-Aspekt erinnert dabei vom Fluss her ein wenig an Dominion, wobei die Karten natürlich nicht so schnell durchrotiert werden wie beim reinen Deckbauspiel.
Das Workerplacement wiederum funktioniert ebenfalls wunderbar, langsam aber stetig kommt man voran, muss ständig planen und auch umdenken, wenn die Gegner Felder besetzen, die man selbst gebrauchen hätte können.
Auf diese Weise zwingt das Spiel unter anderem auch die Spieler dazu, genau darauf zu achten, was die Mitspieler gerade tun und vorhaben. Selbst die Interaktion, sonst gern ein Stiefkind im Workerplacement Genre, kommt hier nicht zu kurz.
Automa
Apropos andere Spieler: Sowohl im Solo- als auch im Zweispielermodus bedient ein einfaches Kartendeck eine separate Fraktion, die als Gegner für die Spieler auftritt.
Im Spiel zu zweit konkurriert diese Automa-Fraktion zwar nicht um Siegpunkte mit uns, macht den Spielern aber die verfügbaren Ressourcen streitig und stellt eigene Truppen in der Kampfzone auf. So kann man sich als Spieler nie einfach zurücklehnen und sicher fühlen, ständig passiert wieder etwas, das einem die Pläne durchkreuzt.
Im Solospiel erwirbt dieser Automa dann noch Siegpunkte und wird in diesem Aspekt so auch zu unserem Konkurrenten und Maßstab unseres Sieges oder Verlierens.
Das Schöne an dieser Spiel-KI ist, dass sie mit einem einzigen, simplen Kartendeck auskommt. Der Automa nimmt den Spielern so praktisch keine Zeit vom eigenen Spiel weg: Es wird einfach eine Karte gezogen und der Automa-Agent aufs entsprechende Feld gesetzt. Das ist wirklich wenig Aufwand für große Wirkung.
Spielzeit
Mit der Zeit wird man das Spiel sicherlich schneller spielen, vor allem, wenn man die Karten- und Feldeffekte bereits etwas besser kennt. Die angegebene Spielzeit von 60 bis 120 Minuten halte ich aber dennoch für sehr optimistisch. Bei unseren Partien – zugegeben mit viel Überlegen und ab und zu auch in den Regeln nachblättern – hat jede Partie knapp drei Stunden gedauert: 120 Minuten würde ich für ein erfahrenes Zweispieler-Spiel deshalb schon noch einplanen, drei Spieler brauchen sicher länger.
Aber diese Zeit ist gut investiert! Bis zum letzten Moment bleibt das Spiel wirklich spannend, und auch, wenn man mal punktemäßig weit hinten liegt: Mit viel Hirnschmalz kann man auch größere Rückstände wieder aufholen! Das gilt natürlich immer nur vorausgesetzt, dass der Automa uns keinen Strich durch die Rechnung macht, und das eigne gebaute Kartendeck auch die richtigen Karten zur richtigen Zeit ausspuckt.
Fazit
Dune: Imperium hat mich trotz der vielen positiven Kritiken, die ich vor dem eigenen Spiel bereits gehört habe, immer noch positiv überrascht. Diese perfekte Mischung aus Brett- und Kartenspiel muss wohl in meine Sammlung, und das nicht nur, weil ich ein Fan der Dune-Sage bin!
Von mir erhält das Spiel in jedem Fall eine absolute Empfehlung.
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