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Spielbericht (OHNE SPOILER!)
Verschlungen haben wir es, richtiggehend verschlungen, in einem Happs. Dabei hat es über ein Jahr gedauert, bis wir das Spiel endlich angepackt haben.
Pandemic Legacy – Season 1 hatten wir schon vor drei Jahren gespielt und wir waren ebenfalls begeistert! Doch dann zog die Zeit ins Land…
Für alle, die die PandemicReihe nicht kennen:
Das ursprüngliche Spiel von Matt Leacock aus dem Jahr 2008 ist ein Klassiker, ein Meilenstein der Spielegeschichte. Mit Pandemic hat kooperatives Spiel Einzug in den Mainstream der Spieleindustrie gezogen.
Im Spiel übernimmt jeder Spieler die Rolle eines Wissenschaftlers / Technikers / Ingenieurs und als Gruppe versucht man, die Ausbreitung einer weltweiten Pandemie einzudämmen, bevor die Zeit um ist.
[Dass dieses Spiel thematisch zur Zeit für manche etwas schwerer zu verdauen sein mag, sei an dieser Stelle auch kurz erwähnt. Wie man mit der momentan herrschenden Situation umgeht, muss jeder mit sich selbst ausmachen, am Besten mit Rücksicht auf seine Umwelt.
Ein Spiel, das eine abstrakte Geschichte erzählt, sollte man in jedem Fall nicht mit der Realität verwechseln. Das tun die meisten vernünftigen Menschen z.B. bei Krimis ja auch nicht…]
Gespielt wird jedenfalls auf einem Spielbrett gegen das Spiel selbst, einfache Karten geben an, an welchen Orten Seuchen ausbrechen und wie sich die Spieler bewegen können. Ein simpler Satz von Aktionsmöglichkeiten wird kombiniert mit ein wenig Varianz in den Fähigkeiten der Spielercharaktere, dazu kommt noch das Zufallsprinzip des Kartenziehens, um Ausbrüche einerseits darzustellen und andererseits Zugmöglichkeiten zu begrenzen. Die leicht verständlichen Regeln machen dieses Spiel zu einem einsteigerfreundlichen Gassenhauer, der doch auch noch für Veteranen interessant ist.
Zum Grundspiel gibt es mehrere Erweiterungen und eine ganze Reihe von Neuauflagen, die dem Spiel Abwechslung, Würze und thematische Vielfalt verleihen. Ich selbst habe es immer noch in meiner Sammlung, zusammengepfercht gemeinsam mit der Drei-in-eins-Erweiterung Auf Messers Schneide in einer relativ kleinen Box.
Und dann kam Matt Leacock gemeinsam mit Rob Daviau offenbar auf die Idee, das Spiel noch etwas weiter zu pimpen – und das ist eine Untertreibung.
Pandemic Legacy, Season 1 / 2 und seit kurzem auch noch Season 0 ist ein Spiel, in dem der Spielverlauf jeder einzelnen Partie den Fortgang des weiteren Spiels entscheidend beeinflusst: im sogenannten „Legacy“ Format. Gespielt werden 12 bis 24 Partien (je nach den Erfolgen der Spieler in den einzelnen Partien), welche die Monate eines Jahres von Jänner bis Dezember abbilden. Der Clue bei dem Ganzen: Es gibt kein Zurück!
Im Lauf des Spiels werden Sticker auf das Spielfeld geklebt, Karten und Orte beschriftet, Pakete ausgepackt, Geheimdossiers geöffnet und – emotional ganz schlimm! – selbst Karten zerrissen und in den Müll geworfen! Neue Elemente werden dem Spiel fortlaufend hinzugefügt, andere verschwinden oder ändern ihre Eigenschaften, neue Sticker auch im Regelheft steigern die Komplexität des Spiels und treiben dabei zugleich eine Geschichte voran, die die Spieler motiviert und in ihren Bann schlägt.
Das Ergebnis ist eine über mehrere Tage spielbare Kampagne (unsere Partien zu zweit dauerten im Schnitt je eine bis eineinhalb Stunden), in der diskutiert und um die bestmöglichen Entscheidungen gerungen wird. Die Nerven liegen blank und am Ende ist das Ergebnis immer knapp!
Das ist das geniale an dieser Reihe. Die Designer haben es wirklich geschafft, das Spielerlebnis selbst mit den vielen möglichen Verläufen im Legacy Spiel so zu gestalten, dass jede Partie immer gerade eben so oder so ausgeht, ob gewonnen oder verloren.
Im Rückblick auf die Partie erkennt man auch meistens, was man besser hätte machen können, wo man vielleicht noch etwas anders entscheiden hätte können, um vielleicht doch noch zu gewinnen, falls man verloren hat. Aber es ist zu spät, die Zeit schreitet voran, das Spiel geht mit den neuen Voraussetzungen in der nächsten Partie weiter.
Das ist wirklich spannend.
Aus und vorbei
Eine zentrale Eigenschaft, die den meisten Legacyspielen[1] zu eigen ist, muss in diesem Zusammenhang erwähnt werden:
Weil man Karten zerreißt, das Spielbrett beklebt und Dinge auspackt oder wegwirft und auf diese Weise das Spiel permanent verändert, ist das Legacy Spiel, wenn man es einmal durchgespielt hat, vorbei. In vielen fällen – so auch bei Pandemic – kann man es dann tatsächlich nicht noch einmal spielen, außer man kauft es noch einmal.
Das ist in meinen Augen aber kein wirklicher Nachteil. Denn erstens: Wenn man die Geschichte einmal durch gespielt hat, sind die meisten Pakete geöffnet und selbst, wenn man bei weiten nicht alle möglichen Pfade beschritten hat (das ist auch gar nicht möglich!), so ist doch das Gesamterlebnis einmalig, und die wenigsten Spieler werden ein zweites Mal das selbe Spiel spielen wollen.
Zweitens ist gerade die Einmaligkeit dieses Spielerlebnisses das, was ein Legacyspiel ja überhaupt erst ausmacht. Jede Entscheidung, die die Spieler treffen, ist wichtig, und sie fühlt sich auch so an, denn es gibt kein „fangen wir halt nochmal an“! Wenn man eine Karte einmal zerrissen hat, dann ist sie weg aus dem Spiel, sie liegt kaputt im Müll, und wenn ein Sticker erst einmal aufgeklebt ist, dann gilt sein Effekt für das weitere Spiel ohne Ausnahme.
Genau dadurch wird das Spiel besonders.
Und drittens sei der finanzielle Aspekt angesprochen, weil gerne mal das Argument kommt, ein Spiel für etwa 60 Euro sei zu teuer, um nur einmal gespielt zu werden: Zum einen, man spielt Pandemic Legacy zwölf bis 24 mal, nicht ein mal.
Dann vergleiche ich die zahlreichen Stunden Spaß und Spannung gerne mit einem Kinobesuch (ein Vergleich, der zur Zeit zugegeben auch etwas schwierig ist). Da gibt man an einem Abend auch schnell mal 30 Euro pro Person aus. Jede weitere Diskussion über angemessene Preise dürfte sich dann erübrigen.
Die Spielegruppe
Die Pandemic Legacy Reihe ist spielbar mit zwei bis vier Spielern. Dabei muss sich die Gruppe nicht unbedingt gut kennen – man lernt sich während des Spiels ohnehin sehr gut kennen, wenn es in den Diskussionen ums Eingemachte geht. Die Spieler sollten aber Zeit und Engagement mitbringen.
Am besten sucht man sich ein paar Tage am Stück aus, wenigstens aber sollte mehrmals pro Woche gespielt werden. Wer sich wöchentlich zum Spielen trifft, sollte in jedem Fall auf wirklicher Regelmäßigkeit bestehen. Denn je länger die Pausen zwischen den einzelnen Partien sind, desto schwieriger wird es, die immer wieder neu dazu kommenden Regeln und Regeländerungen (Sticker!) auf dem Schirm zu behalten. Und außerdem leidet auch das Erlebnis der fortlaufenden Geschichte, wenn die Abstände zu groß werden.
Einzelne Spieler in der Gruppe mal aussetzen zu lassen oder sich abzuwechseln ist hingegen kein Problem, solange alle damit einverstanden sind. Das Spiel selbst verträgt die Abwesenheit (oder auch das Hinzukommen neuer) einzelner Spieler ausgezeichnet, die Mechanik skaliert diesbezüglich völlig problemlos und das Austauschen der Spielcharaktere wird vom Spiel selbst regelseitig ohnehin befördert.
Und ja, es ist eine Geschichte, die gespielt wird. Und was für eine Geschichte, Holla die Waldfee!
Keine Angst, ich fange jetzt nicht doch noch mit Spoilern an, aber Season 1 war schon toll, und Season 2 passt sich nahtlos in die Story ein.
Uns hat es umgehauen, wirklich cool, ein tolles Spiel, uneingeschränkte Empfehlung. Wir sind jetzt gespannt auf Season 0 – auch wenn es wohl wieder ein Jahr dauern wird, bis wir uns mal eine Wochen frei nehmen können, um das Spiel zu spielen…
[1] „Legacy“-Spiel ist mittlerweile im Sprachgebrauch üblich für die gesamte Gattung dieser Art von Spielen, bei der man in einer Abfolge von Partien das Spiel selbst verändert. Weiter Beispiele sind etwa Charterstone, Risiko Legacy, Betrayal Legacy uvm.
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Also, ich teile Deine Bewertung von Pandemic Legacy Season 1 zu 100% – eines der genialsten Spieledesign aller Zeiten. Meine Frau und ich haben es durchgesuchtet und hatten sehr viel Spaß und bleibende Momente dabei.
Dann kam kurz darauf Season 2 raus (also, kurz nach unserem Spiel von Season 1, das war damals schon länger am Markt). Wir haben uns reingestürzt mit Erwartungen und Vorfreude. Noch im ersten oder zweiten Monat (in-game) kamen von meiner Frau die Worte „Ich liebe dieses Spiel!“ – doch dann wurde es zach. Vielleicht lag es daran, dass wir zwischen Season 1 und 2 zu wenig Zeit verstreichen ließen (spricht aber auch nicht unbedingt für das Design) oder dass wir die Entdeckungen des Spiels auf eine Weise machten, die suboptimal in der Reihenfolge war und damit der Langeweile die Tür öffnete… Wir können es nicht genau festmachen, aber wir haben nach mehreren Sessions, in denen uns der Abschluss von Season 2 bereits nur noch als Pflicht erschien, dann doch tatsächlich das Spiel abgebrochen – obwohl wir beide so etwas nicht ausstehen können. Aber es war uns einfach mittlerweile völlig egal, wie die Geschichte weiterging. Wir haben die noch ungeöffneten Komponenten sogar aufgehoben, um nachzulesen, wie es weitergegangen wäre – haben aber diese Pakete mindestes ein Jahr einfach nur herumliegen lassen. Ich habe mich dann irgendwann erbarmt und vor dem Papierkorb noch alles aufgemacht und gelesen. Ein letztes lahmes „Aha“ – und das war’s.
Was ist hier passiert? Ich finde nämlich, dass Pandemic Legacy Season 2 einiges noch besser macht als Season 1. Die Charakterentwicklung, die Personalisierung, das Entdecken, Benennen und die Entscheidungsfreiheit – das alles sind eigentlich sehr starke Argumente pro Season 2. Nur: die Geschichte leidet unter den Freiheiten, die das Design gewährt. Es kann natürlich auch nicht so viel Plot geschehen, wenn die Designer sozusagen auf die Spieler waten müssen bis alle in etwa die gleichen Dinge entdeckt haben. Wir sind so weit gekommen, bis wir gemerkt haben: Ah, jetzt geht’s voll ab! Es war uns nur leider dann schon völlig egal. In Season 1 sind die Events doch relativ stark gescripted – das kann man dem Spiel ankreiden – ich finde aber, dass es in dem Fall einfach wirklich passend ist. Wenn man es schon Season 1 nennt, darf auch Netflix Feeling aufkommen. 🙂 Season 2 versucht, offener in der Spielwelt und Plotline zu sein – kann aber dadurch die Story nicht halten und fertigt einen immer wieder mit Dingen ab, die man benennen darf, entdeckt hat, aufklebt – ein Tagebucheintrag hier und eine Aufzeichnung da – aber eben keine richtige Story – bis es dann relativ spät erst wirklich losgeht – nämlich dann, wenn den Designern klar ist, dass nun wohl alle Spieler den gleichen Status Quo haben. Und das war enttäuschend für uns. So enttäuschend, dass Season 0 wohl leider nie auf unseren Tisch kommt.
Danke für deinen Beitrag! Du bist nicht der einzige, der keine gute Meinung hat von Season 2, deshalb war ich auch lange zurückhaltend es zu spielen. Doch für uns hat es sich echt ausgezahlt. Es ist und bleibt halt Pandemic, von der Story her hatte ich also keinen extreme Erwartung – aber das bisschen, das ich erwartet hatte, wurde für uns bei weitem übertroffen.. Keine Ahnung, was da anders lief.. 🙂