Review: This War of Mine – kein Kriegsspiel

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Ein Brettspiel, das im Krieg spielt – aber nicht mit Soldaten, nicht mit Siegpunkten, nicht mit Helden. This War of Mine ist ein Spiel, das uns in die Rolle von Zivilisten versetzt, die in einer zerstörten Stadt ums Überleben kämpfen. Und das ist nicht nur anders, sondern eine extrem intensive Spiel-Erfahrung!


viel Spielmaterial

Thema & Einstieg

This War of Mine basiert auf dem gleichnamigen Videospiel und ist ein Solo- oder kooperatives Spiel für 1 bis 6 Spieler ab 18 Jahren. Die Altersempfehlung kommt nicht von ungefähr: Dieses Spiel geht an die Substanz.

Wir befinden uns mit unseren Figuren in einem baufälligen Unterschlupf, suchen in Trümmern nach Essbarem, Wasser, Baumaterial oder Waffen. Wir bauen Betten, Öfen, Wasserfilter. Und wir entscheiden: Wer geht plündern, wer steht Wache, wer darf schlafen? Jeder Fehler kann den Tod bedeuten. Und der kommt oft nicht heroisch, sondern leise, elend, schleichend.

Viel los auf dem Spielbrett

Der Spielablauf

Das Spiel folgt einem festen Tagesablauf: Morgen, Tag, Abend, Nacht, Sonnenaufgang. Gesteuert wird alles durch ein „Tagebuch“, das uns Schritt für Schritt durch die Phasen führt.

  • Tagsüber werden Aktionen ausgeführt: Plätze durchsuchen, Geräte bauen, Vorräte organisieren.
  • Abends müssen wir trinken, essen und uns entscheiden, ob wir schlafen wollen – oder plündern gehen bzw. Wache stehen für die Nacht. Haben wir kein Essen oder Trinken, drohen Hunger, Erschöpfung oder Krankheit.
  • Nachts plündern wir Orte, verteidigen uns gegen Überfälle oder rekrutieren neue Charaktere.

Jede Entscheidung hat Konsequenzen, und die sind oft sehr bitter: Fünf Zustände (Hunger, Erschöpfung, Krankheit, Verwundung, Traurigkeit) können sich immer weiter zuspitzen – und bei Stufe 4 zum Tod führen. In diesem Fall wird ein entsprechender Eintrag aus dem Skriptbuch gelesen:

Und selten ist das ein Happy End.

Atmosphäre & Immersion

Die Stimmung in This War of Mine ist bedrückend. Das Spiel verlangt einen robusten emotionalen Grundzustand. Wer selbst traumatische Erfahrungen gemacht hat, oder etwas zarter besaitet ist, der sollte vorsichtig sein: Manche Szenen gehen echt an die Substanz.

Beispiel gefällig? In einer meiner Partien fand ich eine schwer verletzte Frau, halb im Baum hängend nach einer Explosion. Ich musste entscheiden: Weggehen oder sie trösten, während sie stirbt. Solche Momente lassen einen sprachlos zurück.

Trotz aller Tristesse entsteht aber zugleich auch eine unglaubliche Immersion im Spiel. Man hofft, leidet und bangt um „seine“ Charaktere. Und manchmal, ganz selten, geschieht auch etwas Gutes – wir finden eine Dose Essen, retten eine Person. Diese Momente sind dann wirklich besonders!

Klar ist: Das hier ist kein Power-Fantasy-Spiel. Es geht ums nackte Überleben.

Spielmechanik & Umsetzung

Mechanisch ist This War of Mine solide designt. Das Tagebuch-System macht den Einstieg leicht, auch wenn das Spiel inhaltlich schwer ist. Entscheidungen ergeben sich organisch aus der jeweiligen Situation, die Workerplacement-Elemente fügen sich perfekt ins Thema ein.

Das Skriptbuch mit seinen knapp 2000 Einträgen ist dabei aber das Herzstück des Spiels: Es erzählt Geschichten, kleine und große. Und es konfrontiert uns mit der Frage: Was würden wir tun, wenn es ums pure Überleben geht?

Zweite Edition & Kickstarter

Aktuell läuft gerade noch eine Kickstarter-Kampagne für die Second Edition. Verbesserte Komponenten, komfortablere Playerboards, neue Erweiterungen – wer einsteigen will, hat jetzt eine gute Gelegenheit.

Fazit

This War of Mine ist kein Spiel für jeden. Aber für alle, die bereit sind, sich auf ein intensives, ungeschminktes Erlebnis einzulassen, ist es einzigartig. Es fühlt sich glaubwürdig an – und notwendig.

Ausgewiesen ist es zwar für 1 bis 6 Spieler, meiner Meinung nach ist es aber im Kern ein reines Solo-Erlebnis. – Ob sich das mit der 2ten Edition ändert, kann ich allerdings noch nicht sagen.

Empfehlung? Ja, mit Vorbehalt. Denn dieses Spiel fordert nicht nur Zeit, sondern auch emotionale Energie. Wer das investieren will, erlebt etwas Besonderes.

Hinweis: Ein Video zum Thema findet ihr übrigens hier:

Bis zum nächsten mal,

Euer Christian


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