Letztes Jahr hab ich ja ausgelassen, aber dieses Jahr war ich wieder live dabei – und das gleich alle vier Tage lang! Und das hier ist mein Bericht für Euch!
Fakten
Zunächst ein paar Worte zur Messe selbst, der SPIEL:
Die Spiel findet seit 1983 jedes Jahr im Herbst in Deutschland in der Messestadt Essen mitten im Ruhrpott statt und gilt als die größte Konsumentenmesse für Brettspiele der Welt. Selbst eine Unterbrechung zu Covid-Zeiten (2020 fand die Messe ausschließlich digital statt) konnte das Interesse der Spieler nicht dauerhaft dämpfen. Vielmehr sorgte die Pandemie (bzw. das berüchtigte “Social Distancing” in jener Zeit) dafür, dass der Bedarf an Aktivitäten, die im kleinen/familiären Kreis getätigt werden können, explosionsartig anstieg.
Man spricht deshalb auch vom Goldenen Zeitalter für Brettspiele.
Unzählige Menschen entdeckten Spielen als Hobby, und Brettspielfirmen schossen wie Pilze aus dem Boden. Jeder, der eine Idee hatte, konnte via Crowdfunding Geld sammeln und seine Spielidee in die Realtität umsetzen. Der Markt wuchs und die Spiele wurden nicht nur immer mehr, sondern durch den entstandenen Konkurrenzdruck auch immer besser! Was für eine Zeit…!
Letztes Jahr waren knapp tausend Aussteller auf der Messe vertreten, die 204.000 Besucher anlockten. In diesem Jahr waren es zwar etwas weniger Aussteller (890), dafür aber mehr Besucher: 220.000 (nach vorläufiger Schätzung)!



Anreise und Unterkunft
Wir fahren mittlerweile seit knapp zehn Jahren immer wieder auf die Messe und haben mittlerweile eine Menge Möglichkeiten ausprobiert, was Anfahrt und Unterbringung anbelangt.
Dieses Jahr sind wir bereits am Vortag (Mittwoch, 22.10.) mit dem Auto angereist – etwa acht Stunden Fahrzeit sind das für uns von zu Hause aus. Das Hotel, in dem wir abgestiegen sind, liegt fußläufig gut 20 Minuten von der Messe entfernt, was perfekt ist, um vor und nach einem Tag in den Messehallen noch etwas Frischluft zu atmen und auf dem Weg eine Kleinigkeit zu essen oder Proviant einzukaufen. Gebucht hatten wir unser Zimmer bereits letzten Herbst.
Wie vor zwei Jahren auch haben wir entschieden, diesmal wieder alle vier Tage auf der Messe zu sein: Zum einen zahlt sich dann die Anreise aus, zum anderen wird der Besuch entspannter und weniger gehetzt.

Die Messe
Die Spiel erstreckt sich mittlerweile über 7 Hallen, die über drei Eingänge betreten werden können: West-, Süd- und Osteingang. Je nach Andrang steht man am Ost- und am Westeingang meist selbst eine Stunde nach Öffnung noch in einer Schlange, weil hier U-Bahn und Zugverbindungen zusammenlaufen. Der Südeingang verfügt über einen etwas versteckten (ums Eck liegenden) Eingang, der meist weniger überlaufen ist:
Hier kommt man schnell rein, wenn die anderen Eingänge überrannt sind, und schon befindet man sich dirket in Halle 1.

Dieses Jahr war die Aufteilung relativ eindeutig: Kennerspiele und Expertenspiele in Halle 2, 3 und 4, Familienspiele in 5, 6 und 7, und schließlich Miniaturen- und Rollenspiele in Halle 1 und 2.
Zur besseren Orientierung gab es eine eigens für die Messe gebaute App, in der man Aussteller und Spieletitel sogar als Favoriten markieren konnte, um sie sich dann im Hallenplan anzeigen zu lassen. Auf diese Weise ist zumindest theoretisch gesichert, dass man die Spiele und Verlage, auf die man sich schon im Vorfeld gefreut hat, auch findet.
Wer sich die App ansehen mag, hier der Linke zur Download-Seite:
https://www.spiel-essen.de/de/die-spiel/spiel-app





Donnerstag – Tag 1: Fotos machen
Am ersten Messetag waren die Hallen alle voll, wirklich voll.
Ich hatte den Eindruck, dass an diesem Tag wirklich alles zusammen kommt: Die Neuheiten- und Schnäppchenjäger, die so früh wie möglich an ihre Lieblingsstände kommen wollen, bevor ihre Lieblingstitel ausverkauft sind. Die Bummler, die sich alles auf einmal anschauen wollen. Die Langzeitbesucher (wie wir), die Leute, die sich sofort in alle Listen eintragen, um möglichst viele Spiele an einem Tag spielen zu können…
Mit einem Wort: Es war stressig. Mit einem weiteren Wort: Es war toll!
Da wir keinen Zeitdruck hatten und über den Osteingang erstaunlich schnell reingekommen waren, haben wir und erst einmal umgesehen. Ich bin relativ schnell durch die Hallen 7 und 6 durch, um dann in Halle 5 hängen zu bleiben: Hier waren haufenweise Aussteller aus Asien und anderen Kontinenten untergebracht, die Titel präsentierten, von denen ich noch nie gehört hatte!
Und genau dafür bin ich auf der Messe – für Besonderheiten, die man sonst nirgends zu Gesicht bekommt!
Um etwa 1 Uhr mittags – nach zweieinhalb Stunden Rumlaufen – hatte ich alle Stände in dieser Halle gesehen, und auch ein paar Fotos gemacht von Spielen, auf die ich gern einen näheren, zweiten Blick werfen wollte.
Jetzt lagen nur noch sechs Hallen lagen vor mir!
Den Versuch in Halle 3 zu den großen Verlagen zu kommen, und dort mal ein paar Spiele zu testen, musste ich wieder aufgeben: In dieser wirklich brechend vollen Halle war es kaum möglich, an die Verkaufsstände zu gelangen – überall stauten sich die Schlangen -, und Spieltische waren alle komplett besetzt.
An einem Stand in Halle 3 bin aber dann doch relativ schnell durchgekommen: Mindclash Games hatten die zweite Edition von Perceverance dabei: Dieses Spiel hatte ich vor zwei Jahren schon haben wollen, und deshalb habe ich auch sofort zugegriffen.


Da mir ansonsten aber für langes Anstehen die Zeit auf der Messe zu schade ist, bin ich ein Spiel reicher und knapp acht Kilogramm schwerer weitergezogen und habe mir Hallen 2 und 4 etwas genauer angesehen, immer noch am Sammeln und Fotos machen.
Nach einer Pause haben wir dann unsere wenigen aber sehr schweren gekauften Spiele in Halle 8 abgegeben (hier kann man Einkäufe bunkern, ähnlich wie Kleidung an der Garderobe), und sind dann ohne Gepäck nochmal los.
Den Rest des Tages habe ich mich dann treiben lassen und einfach nur geschmökert.







Freitag – Tag 2: Einkaufen!
Freitag war mein Einkaufstag.
Ich hatte am Vorabend noch alle Fotos, die ich gemacht hatte, durchgeblättert und jene herausgesucht, die ich nochmal näher anschauen wollte. Außerdem war mein Ziel, endlich auch etwas zu spielen!
Allerdings war der Freitag gefühlt ähnlich stark besucht wie der Donnerstag, zumindest was die Kenner- und Expertenspiel-Hallen betrifft. Aber wenn man weiß, wohin man will, ist das mit Hilfe der App auch nur halb so wild. Allein Spielsessions in Halle 3 zu ergattern habe ich gleich wieder aufgegeben, weil einfach zu viel los war.
Dafür habe ich eine Menge kleine und kleinste Spiele gekauft: hauptsächlich Escape- und Crime-Puzzles für 1 bis X Spieler mit einer Spielzeit von unter einer bis eineinhalb Stunden: Kleine Spiele für Zwischendurch also.




Außerdem hab ich wieder mal bei den Spielbüchern zugeschlagen, auch dafür gab´s vor allem einen coolen Stand. Neben einem Alice-im-Wunderland-Spielbuch und einem Zombie-Spielbuch habe ich dort auch Spielbuch-Comics für entdeckt: Comic, Rätsel und Spiel in einem – simpel, effektiv, und sehr lustig! (Eins davon hab ich gleich am selben Abend noch durchgespielt…)

Essen sollte man auf der Messe übrigens unbedingt antizyklisch, also nicht gerade direkt zur Mittagszeit, denn dann kann man auch die ewigen Warteschlagen vor den Food-Trucks vermeiden.
Schade war übrigens das Wetter: Es hat an jedem einzelnen Messetag geregnete, was den Buden in den Innenhöfen (“Freigelände”) mit ihren Bierbänken unter freiem Himmel das Geschäft ziemlich versaut haben dürfte. Draußen war es einfach nur ungemütlich.
Alles in Allem war der Freitag dennoch wieder ein gelungener Tag, aber uns steckten nun bereits der Mittwoch (Anfahrt) und dann auch noch der Donnerstag in den Knochen, sodass wir am Freitag Abend nach dem Essen nur noch in die Wanne und dann ins Hotelbett gefallen sind.
Bier rein, Licht aus.



Samstag – Tag 3: Spielen!
Gefühlt war am Samstag weniger los als an den beiden vorherigen Tagen, aber ich bin nicht sicher, ob mich da nicht die Erinnerung trügt.
Jedenfalls haben wir es an diesem Tag geschafft, eine Menge verschiedener Spiele zu testen!
Ich habe übrigens nicht erst versucht, nur Neuheiten zu spielen – irgendwie ist diesbezüglich bei mir ein Sättigungspunkt erreicht. Ich spiele zur Zeit ohnehin lieber Spiele, die sich bereits etwas bewehrt haben, die also genug Zeit im Umlauf verbracht haben, um sich einen guten Ruf zu verdienen, oder die es einfach schon länger gibt, die ich aber noch nie ausprobiert habe.
Gleich mehrfach waren wir deshalb auch am Stand von Japanime Games zu Besuch, wo wir die Deckbuilder Kamigami Battles, Heart of Crown und Tanto Cuore getestet haben.




Alle drei Spiele haben uns wirklich gut gefallen! – Und doch haben wir letztlich keines davon gekauft. Warum? Weil das eine sehr ähnlich wie Dominion ist (was wir haben und spielen), das andere sich fast so spielt wie Ascension (das ich besitze, aber bisher nur online gespielt habe), und das dritte hat so viele Varianten – ich konnte mich nicht entscheiden und hab mich erinnert, dass ich nicht unbedingt etwas kaufen muss, auch wenn es mir gefällt. (Wow! Ja, tatsächlich, ich habe gelernt mich zurückzuhalten!)
Ein paar kleine Spiele habe ich aber dann doch noch gekauft, und ein Basing-Set fürs Miniaturen-Basteln, aber das war´s dann im großen und ganzen.



Sonntag – Tag 4: Noch mehr Spielen!
Der letzte Tag der Messe war wider Erwarten für uns der entspannteste von allen: Weniger Besucher, mehr Platz in den Gängen und mehr freie Tische zum Spielen! Selbst in Halle 3 haben wir am Sonntag gleich mehrfach Tische ergattern können, und je später es am Tag wurde, desto leichter konnte man auch einen Spieltisch mit Erklärbär erwischen.
Außerdem konnte man in Halle 1 – Miniaturenspiele und Rollenspiele – endlich auch in Ruhe die Spieltische mit ihren coolen Geländeaufbauten bestaunen, ohne dauernd das Gefühl haben zu müssen, dass man jemandem im Weg steht.





Da Games Workshop auf der Messe außerdem einen Golden Demon veranstaltete, gab es auch eine Menge Vitrinen mit toll bemalten Figuren und Dioramen zu bestaunen, und auch das ging am Sonntag wesentlich besser als an den vorherigen Tagen.
Für ein kleines japanisches Spiel namens Yotei gab es am Ende des Tages dann noch eine Verlosung, wer eines der letzten 20 verbliebenen Exemplare kaufen dürfte:
Die Spieleentwickler – extra aus einem kleinen Dorf im Norden Japans angereist, um das Wasser außerhalb Japans mal ein wenig zu testen – waren komplett überwältigt vom Interesse an ihrem kleinen Spiel! Sie waren bereits am ersten Tag komplett ausverkauft, weil sie nicht mit so viel Interesse gerechnet hatten. Die zu Tränen gerührte Standbetreiberin (alles von Familien und Freunden angetrieben und organisiert), bedankte sich während der Verlosung auch noch überschwänglich beim Publikum, das bei jedem gezogenen Los auch noch frenetisch applaudierte und sich für die Gewinner herzlich freute! Es war einfach berührend. – Auch das ist die Messe!


Letztlich waren wir aber dann aber doch so kaputt von den vier proppe-vollen Messetagen, die hinter uns lagen, dass wir es nicht bis zu allerletzt ausgehalten haben, sondern etwa eine Stunde vor Messeschluss endgültig rausgegangen sind.
Rückreise
Anstatt noch eine Nacht in Essen zu bleiben, wie wir ursprünglich mal überlegt hatten, sind wir gleich direkt vom Parkhaus auf die Autobahn und durch nach Hause gefahren. Fahrzeit: etwas mehr als sieben Stunden.
Wir wollten uns dann doch nicht am Montag in den normalen Alltagsverkehr einzureihen, was außerdem sicher mindestens eine Stunde länger gedauert hätte. So hatten wir den Vorteil, keine LKW und keinen Berufsverkehr, und ab etwa 20:00 war auch nur noch relativ wenig los auf der Strecke. Der Nachteil war allerdings, nach vier Tagen Messe nochmal ewig lang im Auto zu sitzen…
Aber wenn man sich abwechseln kann, ist eine Nachtfahrt meiner Meinung nach definitiv die bessere Variante.


Fazit: Mehr davon!
Ich denke mal, wir werden nächstes Jahr wieder nach Essen fahren. Das Erlebnis ist einfach so unvergleichlich, die Stimmung so toll, und auch die Spieler sind selbst in der unfassbaren Menge ein so angenehmes Publikum – das ist eigentlich ein Fixpunkt im Jahr für mich.
Dieses Jahr hatte ich mich bezüglich Neuheitenliste überhaupt nicht vorbereitet, was absolut untypisch ist für mich. Normalerweise wälze ich die Ankündigungslisten auf BGG (board-game-geek.com) schon Monate vor Messestart, und sammle eine Wunschliste mit weit über fünfzig Titeln an, die mich interessieren…
Das ging diesmal von Arbeitswegen her schon mal gar nicht, aber ich habe es auch gar nicht bereut. Ohne den üblichen Hype im Vorfeld gab es für mich auch kaum das Bedürfnis, den FOMO-Drachen im Zaum halten zu müssen. Ich ließ mich einfach treiben und hab das Erlebnis genossen!
Mal schauen, wie ich das nächstes Jahr dann mache…










Für Neulinge empfehle ich übrigens mein Video zur Vorbereitung auf die Messe, was die allgemeinen Gegebenheiten betrifft: Proviant, Rucksäcke, was nimmt man am besten mit, was nicht, was tun und was nich… Das verlinke ich euch hier, da könnt ihr euch selbst noch etwas schlau machen:
Und ich pack jetzt weiter meine gekauften Spiele aus und freu mich dann auch darauf, euch bald davon berichten zu können!
Euer Christian.
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