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Vor ein paar Jahren habe ich beschlossen, dass ich einen Spieltisch haben will: Ich wollte meine Spiele ordentlich unterbringen, habe meine Rumpelkammer in ein Spielzimmer verwandelt und mich schließlich an die Arbeit gemacht einen Spieltisch zu bauen.
Auf der Spielemesse in Essen konnte ich wirklich grandiose Tische bestaunen, die Tassenhalter, Kartenhalter und allen möglichen Schnickschnack gleich beinhalteten. Eine versenkte Tischplatte mit weichem Bezug, auf dem sich Spielkarten problemlos aufnehmen lassen, so etwas wollte ich unbedingt haben! Und natürlich auch eine Abdeckung, damit man im inneren des Tisches ein Spiel aufgebaut stehen lassen kann (etwa eine Solo-Kampagne), während man darüber auf der Abdeckung ein anderes Spiel spielen kann, wenn Freunde spontan zu Besuch kommen.
Da der Tisch in einem eigenen Spielezimmer leben würde, war eine gleichzeitige Verwendung als Esstisch nicht angedacht, obwohl das wohl auch möglich wäre.
Außerdem war mir die Größe wichtig: Damals waren Warhammer 40k Spiele noch auf 6“x4“ zu spielen, also grob 180 x 120 cm – was größer ist als viele normale Esstische.
Ein Tisch in dieser Größe kostet professionell gebaut mindestens knapp Dreitausend Euro – Geld, das ich dafür schlichtweg nicht hatte. Also DIY: Ich würde diesen Tisch selbst bauen!
Planung und Vorbereitung
Zuerst habe ich mir mal eine ganze Reihe von Youtube Videos angeschaut, in denen andere Leute ihre Spieletische gebaut haben. Außerdem suchte ich nach Optionen, wie professionell gefertigte Tische aufgebaut waren.
Dann machte ich mir eine Liste, was mein Tisch nun alles können sollte und was nicht. Danach kam eine Reihe von Skizzen. So überlegte ich immer weiter, auf welche Weise das Projekt schließlich auch praktisch zu bewerkstelligen wäre.
Dazu muss ich sagen: Ich bin kein Tischler und ich bin auch kein Handwerker. Ich male Miniaturen an, das ist eines meiner Hobbies, genauso wie Spielen. Aber ich werkle auch gern an meinem kleinen Häuschen herum: Parkett, Fliesen, Rigips und auch Holz sind wenigstens keine Fremdkörper für mich. Ich habe also dennoch etwas Ahnung und Werkzeug ist in der Garage vorhanden.
Schließlich war mein Plan also weit genug gediehen, ich hatte eine konkrete Vorstellung, und die brachte ich erst einmal zu Papier. Daraus ergab sich dann eine Einkaufsliste und schließlich machte ich mich tatsächlich an die Arbeit.
Geschleift wurden die Holzteile natürlich draußen vor der Tür, eingeölt habe ich sie dann aber im Wohnzimmer, der Witterung wegen, und zwar jeweils drei Mal: Schleifen – ölen – trocknen – schleifen ölen – trocknen – schleifen – ölen – trocknen.
Danach erst habe ich mit dem Zusammenbau begonnen.
Das Schleifen und Ölen hat dabei ehrlich gesagt die meiste Zeit in Anspruch genommen, aber ohne diese Maßnahme hätte der fertige Tisch nur eine raue, ungeschützte Oberfläche gehabt. Das Öl schütz das Holz an der Oberfläche vor Abnützung und nach mehrfachem Schleifen und Einlassen fühlt er sich außerdem wunderbar glatt an. Aber es ist wirklich Arbeit, die dauert und anstrengend ist.
Die versenkte Tischplatte habe ich dann doppelt bespannt, um ein möglichst weiches Feeling zu erreichen: Die erste Schicht besteht aus einer einfachen Tischtuch-Unterlage, etwa 2mm dick, wie man sie im Baumarkt oder Möbelgeschäft kriegt. Darüber kam dann die eigentliche Bespannung mit einem dunkelbraunen, sehr widerstandsfähigen Alcantara Stoff.
Eine LED-Leiste rund um den Tisch wollte ich auch haben, sie rundet das Design ab und ermöglicht es mir bei Rollenspiel-Runden die Stimmung zu unterstützen und Lichteffekte einzusetzen.
Der Spieletisch
Der fertige Tisch ist nun bereits seit einigen Jahren im Einsatz. Mittlerweile habe ich ihn auch noch ergänzt durch zwei Beistelltische mit kleinen Rollen: Hier lassen sich einerseits ein paar Spiele unterbringen, sie dienen aber hauptsächlich als Ablage: Getränke, Snacks und Spielmaterial, das nicht auf den Tisch soll, steht meist hier drauf.
Ich muss sagen, ich bin hoch zufrieden mit dem Resultat meiner Arbeit – ja, und auch ein wenig stolz. Der Tisch ist stabil, funktionell und ich finde, er sieht toll aus.
Vor allem aber steht der Esstisch im Wohnzimmer seither endlich allein für seinen ursprünglichen Zweck zur Verfügung, und ich kann meine Spiele auf dem Tisch einfach stehen lassen, solange ich will. Das ist also jetzt mein Spieltisch!
Kleine Wohnung – kleiner Tisch
Und dann gab es letztes Jahr ein neues Projekt! Für eine ca. 45qm Dachgeschoß Wohnung mit Dachschräge sollte ein Spieltisch her, der gleichzeitig Stauraum für Spiele und andere Dinge bieten sollte! Platz war hier wirklich Mangelware.
Der Esstisch sollte ein Esstisch bleiben, eine Doppelfunktion kam auch hier nicht in Frage: Beim Esstisch handelt es sich nämlich um einen Klapptisch, der aufgrund des geringen Platzes ohnehin mehrere Funktionen übernahm, etwa die eines Näh- und Maltisches. Außerdem wurde er auch so bereits regelmäßig zusammengefaltet, um etwa Platz für eine Yogamatte auf dem Boden oder ähnliches zu schaffen. Eine Ess- und Spieltisch-Kombination war also keine Option.
Ich musste also den Couchtisch wird neu erfinden!
Der Plan: Fliptop-Table
Der Tisch sollte etwas höher angelegt sein als ein üblicher Couchtisch: Das sollte dafür sorgen, dass man vom Sofa aus Spielen zu konnte, ohne sich zu weit nach unten beugen zu müssen.
Für die dem Sofa gegenüberliegende Tischseite würde es Sitzkissen oder Hocker geben, die Mitspieler müssen also in Bodennähe Platz nehmen. Aus diesem Grund würde der Couchtisch Beine haben, die den Spielern genug Fußraum geben würden, damit sie auch nah genug an der Spielfläche sitzen könnten.
Der Korpus des Tisches selbst wird dann als Stauraum genutzt: Zwei große Laden (je eine auf den Längsseiten) und zwei Klappen, hinter denen sich Regale befinden, erzeugen insgesamt etwa hundert Liter Stauraum!
Der eigentliche Clou an dem Design ist aber die doppelseitige Tischplatte:
Sie ist auf einer Seite mit Stoff bespannt, das ist die Spieltisch-Seite. Diese Platte wurde auf eine zweite, glatte Platte gesteckt, deren Oberfläche glatt und widerstandsfähig eingelassen ist.
Leicht versenkt liegt diese doppelte Tischplatte nun auf dem Tischkorpus auf, rundherum eingefasst von den Beinen und Laden.
Diese Bauart erlaubt es, den Couchtisch doppelt zu nutzen! Auf der einen Seite dient er als ganz normaler Everyday-Couchtisch, auf dem Snacks, Getränke und allerhand Kleinzeug im Laufe des täglichen Lebens landen. Dann aber kann man die Tischplatte einfach herausnehmen und umdrehen – also „flippen“! Et voila: Schon hat man einen schönen, robusten Spieltisch!
Ich persönlich könnte mir ein Leben ohne Spieltisch kaum noch vorstellen. Gut, ich spiele wirklich viel und dieser Blog will schließlich auch bedient werden, ebenso wie ich die Youtube-Videos schließlich irgendwo filmen muss.
Aber auch ganz grundsätzlich ist es ein schöner Luxus, seine Spiele nicht jedes einzelne mal auf- und abbauen zu müssen! Mit meinem Spieletisch ist es etwa möglich, eine Kampagne mal ein paar Tage aufgebaut ruhen zu lassen, um dann irgendwann doch wieder weiterzuspielen.
Und der Esstisch ist zum Essen da.
Es gibt übrigens eine ganze Reihe toller Spieltische auf dem Markt. Wer das nötige Kleingeld hat, findet hier mit Sicherheit gute Lösungen. Wirklich individuell nach seinen Wünschen gestalten kann man den Spieletisch aber, wenn man ihn selber baut! Allein die Erfahrung und Befriedigung, die ein solches Projekt bringt, kann ich jedem nur empfehlen!
Und wer nur eine Wohnung ohne Werkzeug hat – ich weiß, ich lebe in meinem kleinen Häuschen diesbezüglich wirklich im Luxus! – der kann vielleicht einen Shared Workspace finden zum Basteln und Bauen! Wie gesagt, ich kann so ein Abenteuer nur empfehlen!
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