Kleine Spiele für Zwischendurch kann man nie genug haben. Also hab ich bei meinem letzten Einkaufsbummel gleich wieder zugeschlagen und ein Spiel gekauft, das auch noch voll im Trend liegt: das Roll-and-Write-Spiel Railroad Ink Challenge.
Und es hat mir so gut gefallen, dass ich gleich auch noch die App heruntergeladen habe, um es auch bequem auf dem Sofa lungernd spielen zu können.
Spielmaterial
Es gibt vier Grundspielschachteln und jede Menge Erweiterungen, die allesamt miteinander kombinierbar sind. Das ist schon mal das erste Plus: Jede Menge Gelegenheit, noch mehr Geld loszuwerden!
Ich habe die „Edition Sonnengelb“ (mit Wüsten- und Canyon-Erweiterung) erworben. Die Box ist liebevoll gestaltet und sieht rundum einfach wahnsinnig hübsch aus.
Die Grafik beeindruckt durch Klarheit und Schönheit gleichermaßen, die acht enthaltenen Würfel (vier im Grundspiel und je zwei in den enthaltenen Erweiterungen) sind niedlich gestaltet und bieten eine tolle Bandbreite an Möglichkeiten für den persönlichen Streckenbauspaß. Die folierten Kartons, auf denen wir unsere Streckennetze bauen, enthalten gleich auch noch einen Sichtschutz, der zugleich als Erinnerung für die möglichen Würfelergebnisse und als Zählleiste für die Siegpunkte zum Schluss dient: effizient und praktisch, gut durchdacht.
Dazu gibt´s vier abwischbare Stifte mit Filz-Kappe zum Ausbessern, wenn man es sich mal wieder anders überlegt hat, oder zum Wegwischen der Partie, damit man gleich eine neue spielen kann.
Angeordnet ist das Ganze in einem passenden Plastik-Inlay und der Klappdeckel verschließt magnetisch, ein kleines, aber haptisch sehr befriedigendes Feature.
Würfeln und Zeichnen
Wie bei allen Roll-and-Write-Spielen wird erst eine zufällige Zeichenvorgabe ermittelt (gewürfel – „roll“), die dann auf dem persönlichen Spielfeld eingezeichnet werden muss („write“).
Hier werden also Würfel geworfen, im Grundspiel wie gesagt vier Stück, die auf allen Seiten unterschiedliche Streckenführungen darstellen. Dabei gibt es Autostraßen und Bahnschienen, die sich zum Teil kreuzen oder auf Bahnhöfen treffen. Geraden, Kurven, T-Kreuzungen und Endstücke sind auf den Würfeln zu finden, eine begrenzte Anzahl an diversen anderen Kreuzungen steht jeweils einmalig noch auf dem Sichtschutz zum Abzeichnen zur Verfügung.
Es wird gewürfelt, und die Ergebnisse werden auf dem großen Zeichenfeld so angeordnet, dass immer eine Verbindung mit entweder einem der Ausgänge oder einem bereits zuvor gezeichneten Streckenteil besteht.
Sonderfelder, auf denen man Strecken einzeichnen kann, geben Boni: Universitäten lassen uns über das Limit von drei Kreuzungen je Spiel hinaus eine vierte Kreuzung wählen und bauen, Fabriken erlauben uns, einen der aktuellen Würfel ein zweites Mal zu verwenden, und die Siedlungen bringen Siegpunkte bei der Schlusswertung.
Dazu gibt´s dann noch drei zufällig gezogene Aufgabenkarten, die man erfüllen kann. Wer hier schneller ist, der erhält mehr Punkte.
Am Ende wird alles zusammen gezählt: die längste Bahnstrecke, die längste Autostrecke, die meisten Verbindungen mit Ausgängen, Boni und Aufgabenkarten – und Abzüge für offen gebliebene Streckentgeile.
Endwertung
Die Zählleiste am oberen Spielfeldrand macht das Zählen der Siegpunkte leicht und übersichtlich. Man hat immer auch während des Spiels im Blick, worauf man achten muss.
Und trotzdem ist es immer eine Herausforderung, die Streckenteile sinnvoll zu legen. Nie kommt genau das Würfelergebnis, das man sich wünscht, um einen perfekten Abschnitt fertig zu bekommen. Kompromisse sind hier das A und O der Strategie, denn Weitsicht hilft nicht immer weiter. Aber man kann optimieren und für Eventualitäten vorbauen.
In den sieben Runden, die das Spiel läuft, rauchen die Köpfe und es wird gejammert und gejubelt. Und manchmal wird auch geflucht, denn die abwischbaren Stifte sind toll, zugleich aber das größte Minus im Spiel:
„Ups, aus Versehen mal eben drei Felder mit der Hand verwischt! Was war da noch mal für eine Strecke? Ging hier eine Verbindung ab oder nicht?!! Argh!!!“
Das Manko und die Abhilfe
Ja, das kann nerven, und man muss im Freibad schon aufpassen, dass man auf dem Handtuch sitzend und vorne übergebeugt nicht die halbe Wertung versaut, weil man sie aus Versehen verschmiert hat. Die Stifte sind übrigens auch etwas dick, sodass das, was eine feine Zeichnung hätte sein können, oft ein etwas klobige Angelegenheit wird.
Die Konkurrenz behilft sich da meist mit Block und Bleistift, wie etwa Der Kartograph (nominiert zum Kennerspiel des Jahres 2020): Es kann nichts verschmieren, allerdings verbraucht man die Blätter bei so einem Block. (Ich habe allerdings bisher noch keinen Block wirklich aufgebraucht, und wenn, kann man die Dinger nachkaufen.)
Railroad Ink Challenge hat das aber auch bedacht und liefert eine Druckversion per QR-Code auf der Rückseite der Spielanleitung mit. Das ist wirklich lobenswert: Wem die Version mit den Stiften zu fiddelig ist, der kann auf Bleistift und Papier ausweichen – ohne das Spielbrett aus der Schachtel mühsam im Copyshop vervielfältigen zu müssen.
Erweiterungen
Wen nach ein paar duzend Partien nach Abwechslung dürstet, der kann sich eine der unzähligen Erweiterungen ansehen. Sie bringen alle möglichen neuen Würfel ins Spiel, mit Hindernissen, Gewässern, Sehenswürdigkeiten, Klimaereignissen und vielem mehr.
Die Erweiterungen kommen je mit einem eigenen Würfelsatz und entsprechenden Sonderregeln, welche das Grundspiel ergänzen.
So kann man etwa bei der Wüstenerweiterung Kakteen mit einzeichnen, die an Oasen liegen sollten, damit sie von einer Dürre nicht wieder vernichtet werden. Hier sind die abwischbaren Stifte dann noch wieder gut, denn verdorrte Kakteen löscht man einfach mit der Filzseite wieder vom Spielfeld. Putzig.
Die App
Im App-Store gibt’s zur Zeit nur das Grundspiel für €4,99, Erweiterungen sind aber angekündigt, und die Portierung ist exzellent durchgeführt. Das Spiel hat am Tablet im Solo-Modus nochmal richtig Suchtfaktor.
Außerdem kann man Railroad Ink Challenge in der App auch mit mehr Personen gemeinsam spielen, gegen Freunde oder jemanden aus der Community. Natürlich gibt´s auch eine Rangliste, aber wie man über 90 Punkte schaffen kann, ist mir persönlich ein Rätsel.
Ach ja, wer haptisch und doch auf Distanz spielen möchte, der kann das natürlich auch, halbanalog sozusagen:
Dazu brauchen alle Teilnehmer ein Spielfeld (ausgedruckt oder das aus der Spielschachtel), je ein Handy mit Gruppenchat und dann muss noch einer würfeln. Der Würfler stellt ein Foto vom Wurfergebnis in die Gruppe und: Bäm! – Jeder kann drauf los zeichnen. Und am Ende posten alle Fotos von ihren Streckennetzen und die Endwertung.
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