Hobby-Zone Reihe: Malgrundlagen, Folge 6
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Decals sind wie Abziehbilder: Auf sogenannten Transfer Sheets aufgedruckt, stellen sie alle möglichen Arten von filigraner Bemalung, Markierungen und Beschriftungen dar, die unseren Modellen im Hobby Details verleihen, die auf andere Weise fast nicht herzustellen wären.
Am weitesten verbreitet sind Decals wohl direkt im Modellbau-Hobby, wenn es um Maßstabsmodelle geht: Autos, Flugzeuge, Panzer, Schiffe. Extrem präzise Linien, Schriftzüge und Symbole lassen sich freihändig nur bis zu einem gewissen Grad realisieren.
Will man etwa eine sich wiederholende Beschriftung auf einem Fahrzeug anbringen, helfen Decals, weil sie einen einheitlichen Look gewährleisten, wie etwa die Staffel- und Seriennummern auf den Tragflächen eines Flugzeugs, oder die Kennnummern eines Panzers an seinen Flanken.
Für diesen Blog bringe ich eine Menge Decals auf drei Panzern der Imperial Guard an, Spielfiguren aus dem Warhammer 40.000 Universum. Auf dem Spieltisch werden die Modelle bewegt und daher häufig berührt, Haltbarkeit ist daher ein zentrales Thema.
Die Methoden und Techniken lassen sich aber auf alle möglichen Modelle übertragen, die Prinzipien bleiben immer gleich.
Untergrund
Bei Flugzeugmodellen habe ich in der Vergangenheit mit Email- Farben (engl. Enamel) aus dem Modellbausortiment gearbeitet, die für sich genommen bereits eine glatte Oberfläche produzieren. Bei diesen Farben ist eine Vorbereitung der Oberfläche, auf die das Decal aufgetragen werden soll, wie im Folgenden nicht unbedingt nötig. (Dafür ist das Handling der Farben selbst aufwendiger, da zum Verdünnen und Auswaschen der Pinsel ein eigener Verdünner nötig ist. )
Seit ich mit Acrylfarben male, wie es wohl der Großteil der Hobbyisten im Tabletop Genre tut, sind die Oberflächen gerne aber etwas matter. (Da Acrylfarben wasserbasiert sind, ist der Umgang mit ihnen erheblich einfacher als mit Öl- und Email-Farben.)
In jedem Fall aber sollte der Untergrund, auf dem die Decals aufgebracht werden sollen, so glatt wie möglich sein. Ähnlich wie bei Klebeband, das auf glatten Oberflächen deutlich besser hält, als auf rauen, hält der dünne Film des Decalsbildes deutlich ebenfalls besser – und vor allem auch länger – auf glatten Oberflächen.
Um das zu erreichen, bringe ich Klarlack auf die Stelle auf, die später das Decal zieren wird.
Ich verwende hierfür den etwas zähen Glanzlack von Citadel „Ardcoat“, den ich ganz wenig mit Wasser verdünne, bevor ich ihn mit dem Pinsel auftrage. Es sollte ein dünner Film entstehen, der sich in getrocknetem Zustand schimmernd vom Rest des Modells abhebt, der aber auch nicht zu dick sein sollte, um nicht selbst als Struktur sichtbar zu werden.
(Bei einigen alten Modellen, wo ich diese Art der Vorbereitung noch nicht beachtet habe, lösen sich nun nach ein paar Jahren die Abziehbildchen und hinterlassen unschöne leere Stellen auf den Oberflächen.)
Decals
Die Decals selbst schneide ich mit dem Bastelmesser aus, manchmal bietet eine gerade Nagelschere eventuell noch mehr Präzision.
Hält man den Transfer Sheet etwas schräg gegen das Licht, erkennt man den durchsichtigen Film, auf dem die Farbmarkierung aufgetragen ist. Ist dieser Film sehr breit im Vergleich zum eigentlichen Decal, schneidet man diesen am besten eng an der Farbe ab. Denn vor allem auf unebenen Oberflächen gilt: Je kleiner das Decal, desto weniger Probleme hat man hinterher mit Falten und Wölbungen.
Auf der Schulterplatte eines Space Marines etwa, versuche ich die Decals sehr eng auszuschneiden. Das glatte Decal auf die gewölbte Fläche zu kriegen, ist Herausforderung genug.
In diesem Fall habe ich eine Menge Decals für meine drei Panzer ausgeschnitten und bin jetzt bereit, sie aufzutragen.
Decals vom Transfer Sheet lösen
Eine flache Schale Wasser (am besten eine Untertasse oder flache Seifenschale), eine Pinzette und ein mittelfeiner Pinsel sind die Werkzeuge zum Platzieren der Decals. Eine kleine Ecke Kleenex oder ein Wattestäbchen sollte ebenfalls griffbereit sein.
Mit der farbigen Seite nach oben wird das ausgeschnittene Decal ins Wasser gelegt. Es kann ruhig oben schwimmen, muss nicht untergetaucht werden. Das Wasser dringt ins Trägermaterial ein und löst die Verbindung des Decals mit dem Transfer Sheet.
Nach wenigen Sekunden bis zu einer halben Minute fasse ich den Transfer Sheet an einer Ecke des Ausschnittes nun mit der Pinzette, ohne dabei das Decal selbst zu berühren. Mit dem Pinsel lässt sich das Decal jetzt auf dem Sheet bewegen.
Nun führe ich den Sheet an die Stelle, wo das Decal auf das Modell geklebt werden soll, und schiebe es mit dem Pinsel einfach vom Transfer Sheet herunter und auf die vorbereitete Stelle des Modells.
Dieser Schritt erfordert etwas Übung und vor allem Geduld.
(Immer wieder passiert es, dass sich ein Wassertropfen am Rand des Sheets gesammelt hat, und das Decal in sich selbst zusammenklappt. Es wieder auseinander zu bekommen, erfordert dann Fingerspitzengefühl mit dem Pinsel und oft auch eine kleine Menge Wasser, die mit dem Pinsel auf das Decal gepinselt wird.)
Solange das Decal noch feucht ist, lässt es sich auf der glatten Oberfläche, die wir vorbereitet haben, mit dem Pinsel jetzt auch in die richtige Position schieben. Zu viel Wasser tupfe ich mit einer kleinen Ecke Küchenrolle oder einem Wattestäbchen weg, zu wenig Wasser (wenn sich das Decal nicht mehr bewegen lässt) wird mittels des benetzten Pinsels korrigiert.
Ist das Decal dann in der richtigen Position, nehme ich eventuell überschüssiges Wasser mit Pinsel, Wattestäbchen oder Küchenrolle ab, damit sich das Decal nicht erst recht wieder auf dem Wasserfilm verschiebt.
Weichmacher
Wenn die Oberflächenstruktur etwas uneben ist (gewölbt, geriffelt, gefurcht oder einfach nur rau) ist es eine gute Idee, an dieser Stelle mit einem Weichmacher nachzuarbeiten.
Hierfür nehme ich den Decal Soft von Revell aus dem Hobbyladen, es gibt aber natürlich auch hier andere Marken. Mit dem in der Kappe eingebauten Auftragepinsel tupfe ich senkrecht auf das Decal, bis es gut bedeckt ist. Überschuss wird wieder mit Kleenex oder Wattestäbchen abgenommen.
Je unebener die Oberfläche, desto öfter wiederhole ich diesen Vorgang. Mit dem Wattestäbchen kann man auch nach einer Weile versuchen, das Decal vorsichtig in Form zu bringen. Hier bei meinen Panzern war ein einziger Durchgang mit Decal Soft ausreichend. Schulterplatten von Space Marines bearbeitet ich hingegen in der Regel mindestens dreimal mit Decal Soft.
Der Weichmacher wird seinem Namen gerecht: Er macht aus dem relativ steifen, durchsichtigen Trägerfilm des Decals eine sich anschmiegende, weiche Masse, die sich mit Pinsel oder Wattestäbchen in Vertiefungen hinein und um Wölbungen herum drücken lässt.
Aber immer Vorsicht bei der Arbeit, damit der Film nicht reißt und das Decal kaputt geht! Wie gesagt, Geduld ist die Mutter der… äh… gelungenen Decals.
Fixierung
Sind alle Decals aufgetragen, leuchten sie auf ihrem glänzenden Untergrund und heben sich noch recht unnatürlich vom Rest des Modells ab. Dies erfordert einen letzten Schritt, damit das Gesamtbild eine ungestörte Einheit ergibt.
Wo wir zuvor Glanzlack aufgetragen haben, überpinseln wir nun die Fläche mitsamt dem trockenen Decal mit einem Mattlack, um das Ergebnis einerseits zu schützen, und um es andererseits optisch mit dem Rest zu verbinden.
Um vor allem Abrieb vorzubeugen, verwende ich mindestens eine Schicht von Vallejos Decal Fix. Dieser Mattlack bildet eine robuste Schicht, die sich auf das Decal legt und es schützt.
Allerdings ist das Ergebnis leider nicht völlig matt, weshalb ich zuletzt noch eine weitere Schicht auftrage, um den Übergang von Untergrund zu Markierung nahtlos erscheinen zu lassen. Hierzu verwende ich wiederum ein Produkt von Citadel – „Lahmian Medium“, jedes andere Matt Medium erfüllt aber auch hier wohl den gleichen Zweck.
Et voila: Fertig ist die Verbindung des Decals mit seiner neuen Umgebung.
Das Ergebnis ist zuletzt eine Matte Oberfläche, die der des gesamten Modells entspricht, verziert mit den glasklaren Zügen einer professionellen Bemalung.
Was jetzt noch fehlt, ist eine Menge Verwitterung, wear and tear.
Das machen wir aber dann ein anderes mal…
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