Aeon Trespass: Odyssey – Review Teil 2

Foto Bosskampf Aeon Trespass Odyssey: vier Titanen gegen den Hermesian Pursuer; Miniaturen bemalt
Lese Zeit: 8 Minuten

Designer: Bartek Fedyczak, Piotr Gacek, Mateusz Lenart; Into the Unknown 2022

1-4 Spieler, 90 Minuten, ab 12 Jahre

HASHTAGS: #AeonTrespassOdyssey #GriechischeMythologie #ScienceFiction #TabletopGames #Brettspiel #StoryGame #NarrativesSpiel #AbenteuerSpiel #BossBattles #Crafting #KooperativesSpiel #KampagnenSpiel


Falls du Teil 1 verpasst hast, oder einfach nochmal nachlesen möchtest, klicke bitte HIER, ansonten geht´s direkt weiter mit meiner Besprechung zu diesem wahren Monster von einem Brettspiel!

Legacy Elemente

Immer wieder entdecken wir im Laufe des Spiels neue Dinge: Wir schalten Gegenstände, Eigenschaften und Regeln frei, die das Spielerlebnis noch komplexer und tiefer machen, und die auch die Geschichte voran bringen.

Eine Reihe von Couverts und „verbotenen“ Kartendecks sorgt zudem dafür, dass immer wieder neue Überraschungen im Spiel auf uns warten.

Noch mehr Spielinhalt?

Was den Kampf anbelangt, haben wir zum Beispiel über das Spielfeld noch nicht gesprochen:

Das Brett ist in wunderschöner, neutraler Grafik gehalten. Die abstrakten Zeichnungen verstärken das Gefühl, dass wir uns irgendwie in einer antiken Welt bewegen. Zugleich legt es sich aber nicht auf einen bestimmten Ort oder eine gewisse Umgebung fest, und das ist genial! (Kindom Death Monster dürfte nicht nur in diesem Punkt als Vorlage gedient haben.)

Auf dieses Brett legen wir nun beim Spielaufbau, wenn es zum Kampf kommt, Gelände-Plättchen: Diese erfüllen im Kampf dann verschiedene Funktionen und sorgen beim taktischen Spiel für Abwechslung.

Eine Besonderheit die Primordials betreffend muss noch erwähnt werden, und diese betrifft die Endgegner des jeweiligen Zyklus (Temenos in Cycle 1):

Sie haben nämlich alle bestimmte Schwachstellen, die die Titanen ausnutzen können: Wird an einer bestimmten Stelle, von einer gewissen Position im Kampf aus der Primordial erfolgreich angegriffen, so kann der Titan auf das Monster klettern und es direkt von seinem Rücken aus attackieren! Effektiv, aber auch gefährlich für den Angreifer selbst…

Titanen

Zu Beginn haben wir in jeder Partie vier generische Titanen zur Verfügung, die sogenannten Dreamwalker. Diese können wir etwa während der Voyage-Phase an bestimmten Orten auf der Landkarte einsammeln, oder wir finden sie etwa in Ereignissen im Adventure Buch.

Im weiteren Verlauf des Spiel erhalten wir aber auch Zugang zu stärkeren Titanen, mit eigenen, besonderen Eigenschaften und mit stärkeren Fähigkeiten.

Außerdem können wir unsere Titanen vor dem Kampf mit Gear ausrüsten: Waffen, Rüstungen, spezielle Helme und andere Verbesserungen kommen mit der Zeit zu unserer Grundausstattung hinzu und stehen ab dann zur Verfügung.

Jeder Kampf gegen einen Primordial belohnt uns übrigens am Ende auch mit besonderen Ressourcen, die eben jene Ressourcen noch ergänzen, die wir in der Voyage Phase einsammeln können. Mit diesen Ressourcen können wir nun Gegenstände herstellen.

Sogar die Argo selbst, unser Heimat-Schiff, lässt sich mit der Zeit verbessern oder reparieren.

Gewinnen und Verlieren

Es ist auch bitter nötig, alle Stats immer weiter zu verbessern und die eigenen Fähigkeiten in Form zu halten, denn im Spiel brennt es an jeder Ecke.

Doch wie können wir das Spiel eigentlich gewinnen?

Nun, ganz einfach: Wir schließen den Zyklus ab, in dem wir uns gerade befinden, bevor uns das Doom auf den Doomkarten einholt, und bevor wir Tag 80 erreichen. (So lange haben wir zumindest im ersten Cycle Zeit.) Dann haben wir auch schon gewonnen.

Bis dahin haben wir auch einen guten Teil des Story-Buchs gelesen und viel über die Welt von Aeon Trespass gelernt.

Wie das genau dieses Ende aussieht, weiß ich selbst noch nicht, ich bin nach gut 35 Stunden Spielzeit erst bei Tag 20 von 80… Aber eines ist bereits jetzt absehbar:

Am Ende der 80 Tage werden noch viele Fragen offen sein. Bei weitem nicht jeder Pfad im Adventure-Buch wird betreten, geschweige denn zu Ende erforscht sein. Da kann man dann wahrscheinlich auch gleich noch einen Durchgang anhängen, wenn man Lust hat.

Oder – was wahrscheinlich vorerst noch interessanter ist – man geht in den nächsten Zyklus, der dann, soweit ich das verstehe, die Story des vorangegangenen Zyklus fortsetzt. (Wenn ihr da Erfahrung habt, könnt ihr gerne einen Kommentar hier lassen! :-))

Und wie verlieren wir?

Verlieren ist noch viel einfacher als Gewinnen, denn wir können das Spiel gleich auf mehrere Arten verlieren.

Das Schlimmste, das passieren kann, ist, dass unsere Argo sinkt. Unser Schiff hat nämlich eine gewisse Anzahl von Hull-Points, die festhalten, wie gut es um seine Hülle bestellt ist. Sinkt diese Zahl auf Null, dann ist es vorbei mit der Erkundung von Griechenland.

Und dann tickt auch noch auf der Story-Seite ständig die Uhr:

Während wir versuchen, die Aufgaben zu lösen, die uns unsere aktuelle Story-Karte stellt, und gleichzeitig dem Rätsel unserer Existenz näher zu kommen, sammeln wir auf der Doom-Karte ständig Negativ-Tokens, durch die ihrerseits die schlimme Seite der Story vorantreiben.

Erreichen wir schließlich das Ende der letzten Doom-Karte, bevor wir unser Ziel erreicht (also die letzte Story-Karte vor Tag 80 erfüllt) haben, dann verlieren wir das Spiel ebenfalls.

Nach etwa hundert Stunden Zeit, die man bis dahin vielleicht in einen Run investiert hat, kann das eine sehr bittere Erfahrung sein…

Was sind nun meine Gedanken zu Aeon Trespass: Odyssey?

Dass ich von dem Spiel begeistert bin, ist wohl kein Geheimnis: Ich stehe auf diese riesigen, umfangreichen Kampagnenspiele, die eine epische Story erzählen.

Und die Welt von AT:O ist wirklich einzigartig! Die Verquickung von griechischer Mythologie mit einem Weltuntergangsthema, SciFi mit Antiken Mythen, das allein ist schon ein Kombination, die mich mächtig anzieht.

(Notiz am Rande: Genau diese Nische bedient einer der besten Science Fiction Zyklen überhaupt (meiner Meinung nach): die Saga um Illium und Olympos von Dan Simmons. Es würde mich nicht wundern, wenn diese Bücher als Inspiration zu diesem Spiel beigetragen haben. Den Empfehlungs-Link findet ihr unten, am Ende des Blog-Beitrags.)

Aber nicht nur das Thema in Aeon Trespass ist toll. Was mich wirklich beeindruckt, ist das Gameplay, das auch noch perfekt zum Setting passt!

Bei einem Spiel mit diesen Ausmaßen und dieser Komplexität ist Balancing immer ein kritischer Punkt: Wie gut sind die einzelnen Elemente des Spiels aufeinander abgestimmt, damit das Spiel weder zu schwer noch zu einfach ist?

Genau das haben die Designer hingekriegt, in jeder Richtung, wie ich finde. Zunächst fällt das bei den Kämpfen auf.

Die Battles sind immer hart und knifflig, und nicht selten verlieren wir einen Kampf auch. Dadurch fühlen sich die Siege, die wir erringen, aber nur umso besser, um so bedeutender an!

Weil die Primordials ständig aufleveln, müssen auch wir ständig dranbleiben und nachlegen: Das sorgt für Spannung und motiviert uns zum Sammeln von Ressourcen, mit denen wir dann Gegenstände bauen, die uns im Kampf wiederum stärker machen.

Dieses System des Auflevelns finde ich denn auch besonders gelungen:

Unsere Gegner werden immer stärker. Aber unsere Stats passen wir nicht einfach nur zwischen den Kämpfen: Wir finden die nötigen Ressourcen dafür in Abschnitten der Story selbst, wir entdecken sie, während wir mit der Argo das Land erkunden, und sogar besiegte Primordials dienen uns als Rohstoff, mit denen wir unsere Titanen verbessern können… Hier spielt alles ineinander: Diese Integration ist wirklich gut gemacht.

Lesen

Es gibt viel zu lesen in diesem Spiel, sehr viel. Aber das erwarte ich auch: Wie sonst sollte eine so fette Story transportiert werden?

Dass der Zufall beim Verlauf der Handlung zum Teil eine große Rolle dabei spielt – nämlich bei der Auswahl, welchem Strang der Geschichte wir in einem gegebenen Moment folgen – stört mich persönlich erstaunlich wenig.

(In Online Foren ist es ein häufiger Kritikpunkt, dass die Plot-Points relativ unabhängig von der direkten Erforschung der Landkarte auftreten. Sie sind nämlich eher vom allgemeinen Spielfortschritt abhängig, vom Timing des Spiels selbst, und wirken dadurch manchmal sehr gescriptet.)

Aber die Handlung entwickelt sich, sie schreitet voran, und sie folgt nicht immer nur einem einzelnen Strang, sondern hält immer gleich mehrere Stränge nebeneinander offen. Diese Verquickung von linearer und zufälliger Erzählung sorgt dann auch für dieses epische Spiel-Gefühl.

Das Mysterium der Herkunft unserer Spieler-Charaktere, die Verknüpfung der Argonauten mit den Titanen auf dem Spielfeld durch das Triskelion, die sowohl im direkten Spiel als auch in der Story Sinn ergibt und einen Zweck erfüllt, die unfassbar großen Dimensionen der Kämpfe, die wir auf dem Spielbrett bestehen müssen: All das sorgt für unglaublich tiefe Immersion.

Und diese Immersion geht dann sogar so weit, dass es mich während des Spiel auch überhaupt nicht stört, wenn ich immer wieder Regeln nachschlagen muss; oder dass ich eine App neben Papier und Bleistift verwende, um meine Fortschritte im Spiel quasi doppelt abgesichert festzuhalten:

64 Seiten Spielregeln? Her damit! – Da staune ich über mich selbst!

Das Regelheft

Das Regelwerk ist übrigens super übersichtlich gestaltet, gut leserlich geschrieben und kommt mit einem Index, der uns beim Spielen das Leben sehr erleichtert: Topp, so muss das sein!

Das einzige, was bei all dem Spielmaterial fehlt, ist eine handliche Spielerhilfe, also eine Zusammenfassung, die beim Spielen das Blättern im Buch etwas ersetzen würde.

Abhilfe gibt es hier aber zum Glück im Internet, Universal Head von der Esoteric Order of Gamers sei dank! Hier ist der Link zu dieser Spielerhilfe:

Link zur Zusammenfassung der Spielregeln von Universal Head

Diese Hilfe ist übrigens auch ein idealer Leitfaden, den man beim Spielen ständig griffbereit halten sollte: Der Spielablauf ist gut zusammengefasst, und das allein erspart schon eine Menge Such- und Blätterarbeit im Regelheft.

Es gäbe noch wohl immer noch ein paar Dinge zu sagen, aber an dieser Stelle darf ich euch auf mein Review-Video zum Spiel verweisen, das ihr auf Youtube findet:

Zum Glück führt in Aeon Trespass: Odyssey übrigens nicht jeder verlorene Kampf zu einer verlorenen Kampagne, das wäre tragisch. Denn Kämpfe verlieren wir häufig, wie gesagt.

Nächstens wird´s hier auf dem Blog auch eine Miniaturen-Galerie zu bestaunen geben, schaut also wieder rein, oder abonniert den Newsletter, um keinen Beitrag mehr zu verpassen!

Und bis diesem nächsten Wiedersehen wünsche ich euch ein schönes Spiel!

Euer Christian.


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