Designer: Michael Menzel, Verlag: Kosmos
2-4 Spieler, 60-90 Minuten
HASHTAGS: #FantasyBrettspiel #BrettspielAbenteuer #BrettspielStrategien #BrettspielMagie #AndorAbenteuerspiel #CooperativeGaming #KooperativesSpiel #HeldenReise #HighFantasyGaming #HowToPlay
Das Spiel ist mittlerweile für viele vielleicht ein alter Hut: 2013 hat Legenden von Andor den Kritikerpreis Kennerspiel des Jahres im Rahmen der der Vergabe der Spiel-des-Jahres-Auszeichnung erhalten. Das ist immerhin schon ein paar Jahre her.
Jetzt endlich konnte auch ich das Spiel mal auf den Tisch bringen, und ich finde, es hat dem Zahn der Zeit standgehalten.
Story
In den Legenden sind wir eine Gruppe von Helden, die sich durch das Titelgebende Land Andor kämpft. Die Geschichte entfaltet sich anhand von fünf Kapiteln, den „Legenden“, die sich zunächst aus jeweils einer Hand voll Karten zusammensetzen. Diese Karten erzählen den Spielern zunächst einmal, was vor sich geht und warum sie tun sollen, was sie tun sollen, und dann geben den jeweiligen Spielaufbau für die aktuelle Partie auf dem Spielbrett vor.
Die Geschichte steht bei diesem Spiel zwar eindeutig nicht im Vordergrund. Vielmehr handelt es sich um ein strategisch herausforderndes Puzzle, bei dem die Spieler sich immer wieder abstimmen müssen, um gemeinsam gegen das Spiel selbst gewinnen zu können. Dennoch wäre das Erlebnis ohne die Story nicht denkbar.
Mechaniken
Die Legenden von Andor sind ein kooperatives Spiel im klassischen Sinne:
Die Spieler gewinnen oder verlieren ihre Partien immer gemeinsam, individuelle Ziele und Präferenzen treten meist in den Hintergrund, sie müssen zugunsten des Erreichens eines gemeinsamen Endziels zurückgestellt werden.
Die vier spielbaren Helden haben dabei leicht unterschiedliche Fähigkeiten, was sich im Spielfluss hauptsächlich in der Anzahl der Kampfwürfel äußert, sowie in der Art, wie diese eingesetzt werden können. Dennoch gibt es genug Abwechslung, um einen gewissen Grad an Individualismus auch in der Gruppe zu ermöglichen.
Die Gegner, welche den Helden das Leben schwer machen, steuert das Spiel automatisch und mechanisch simpel, indem diese zuerst nach halb zufälligen Vorgaben aufgestellt und dann einfach Pfeilen auf dem Spielplan folgend bewegt werden. Meist versuchen sie dabei, ein von der Geschichte bestimmtes Ziel zu erreichen.
Die Helden ihrerseits müssen versuchen, die Gegner am Erreichen ihres Ziels zu hindern, während sie ihr eigenes Ziel in der Legende versuchen zu erreichen. Das Ganze dabei ist immer auch ein Rennen gegen die Zeit.
Kampf
Gekämpft wird meist nur auf Initiative der Helden, die den Monsterhorden entgegentreten. Dazu werden Würfel geworfen, je mehr desto besser; der höchste geworfene Würfelwert wird zum Vergleich der Kampfstärke herangezogen.
Eine Reihe von Gegenständen kann den Spielern zusätzlich helfen, ihre Charaktere zu verstärken. Gold kann gesammelt und ausgegeben werden um ein wenig aufzuleveln oder etwa um Helm, Schild oder Pfeil und Bogen zu besorgen.
Dabei muss aber auch immer abgewogen werden, ob sich der Gang zum Händler tatsächlich auszahlt. Denn jede Wegstrecke kostet Zeit, und die läuft den Helden gern einmal davon. Immer wieder kommt viel zu früh der Punkt, an dem man sich entscheiden muss, sich wohl doch mehr schlecht als recht vorbereitet um das eigentliche Missionsziel zu kümmern, anstatt da und dort noch schnell ein paar Münzen aufzuheben und Gegenstände zu erwerben.
Schwierigkeit
Im normalen Modus ist das Spiel ziemlich anspruchsvoll und meist im ersten Durchgang nicht zu gewinnen.
Das ist auch gut so, denn ein kooperatives Spiel, das zu einfach ist, verliert sofort seinen Reiz. Die Aufgaben sind aber tatsächlich zwar nicht schwierig aber knifflig, und das bisschen Story, das dann doch vorhanden ist, sorgt am Ende für eine Menge Spannung im Spiel! Vor allem gegen Schluss einer Partie, wenn endgültig klar ist, wohin die Reise wirklich gehen soll, ist auch die Zeit meist sehr knapp:
Schaffen wir es rechtzeitig, alle unsere Aufgaben zu erfüllen, oder reicht am Ende die Zeit doch nicht aus und die Monster überrennen die Burg?!?
Wer nach ein paar Anläufen und Versuchen dann immer noch verliert und keine Lust mehr auf anstrengendes Grübeln und lange Gruppendiskussionen mehr hat, oder wer von vornherein eher an einem schönen Abend mit ein wenig Geschichte und lockerem Spielspaß gelegen ist, als an der Herausforderung, der kann auch eine einfachere Spielvariante wählen.
Dazu werden die Vorgaben leicht angepasst, die Helden erhalten etwas mehr Startausrüstung und die Monsterhorden kommen zwar immer noch aus ihren Löchern, sind aber nicht mehr gar so sehr in der Überzahl.
Gesamteindruck
Die Legenden von Andor ist ein Familienspiel, das man gut mit seinen Lieben versuchen kann. Auch für den Freundeskreis ist es wunderbar geeignet:
Man muss auf jeden Fall zusammenarbeiten, um ein gemeinsames Ziel zu erreichen, während im Hintergrund ständig die metaphorische Uhr tickt.
Zugleich sind die Mechaniken etwas anspruchsvoller und vielfältiger als bei vielen Einsteigerspielen. Außerdem spielt man hier doch auch eine Geschichte durch, und auch, wenn diese nicht in die Tiefe durchgesponnen ist, so sorgt sie doch für ein eingängiges Thema und Spannung.
Vom Spielgefühl her könnte man Die Legenden von Andor ein wenig mit Pandemie vergleichen. Der kooperative Aspekt fordert die Spieler heraus und das Zeit- und Resourcenmanagement sorgen für den entsprechenden Druck. Dass das Spiel dann auch noch mit Gegnern aufwartet, die vom Spiel selbst bewegt werden, und das auf sehr simple Weise, hat wohl auch dazu beigetragen, dass das Spiel anno dazumal den Kritikerpreis erhalten hatte.
(Einen Bericht zu einer Spielvariante von Pandemic findest du hier: Pandemic – Schnelles Einsatzteam.)
Vor allem für Familien und Spieler, die sich etwas tiefer ins Hobby vorwagen wollen als mit Jazze oder Monopoly ist Andor also genial. Es eröffnet auf einfache Weise den Blick in die weite Welt der Möglichkeiten, die uns Brettspiele heutzutage bieten, und es macht sicherlich auch Lust auf mehr.
Was könnte man erwarten von einem Klassiker?
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