Hobby-Zone Reihe: Malgrundlagen, Folge 2
Eine fertig zusammengebaute Plastikfigur mag noch so viele Details aufweisen, ohne Bemalung bleibt sie immer ein geformtes Stück Plastik: Cool, aber leblos. Erst die Bemalung erweckt eine Miniatur erst wirklich zum Leben.
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Wie bereits mehrmals erwähnt, ist es immer eine Frage des Geschmacks, auf welche Weise man seine Miniaturen bemalt und wie viel Aufwand man dabei betreibt. Je mehr Übung man im Malen hat, desto leichter fallen naturgemäß auch schwierigere Techniken. Das Maltempo steigt, der Spaß an der Sache hoffentlich auch. Doch gute Ergebnisse sind nicht unbedingt mit unendlichen Mühen verbunden!
Sketching ist eine Technik, die im Grunde sehr einfach ist. Dabei wird versucht, die wichtigen Elemente einer Figur hervorzuheben, es werden Akzente gesetzt, die den Blick des Betrachters führen sollen. Außerdem wird der Eindruck von Plastizität und Tiefe verstärkt, indem Kontraste aufgebaut und künstlich überhöht werden. Und das alles mit nur einer einzigen Farbe, die angeblich gar keine Farbe ist!
45 Grad-Grundierung: Zenital Highlight
Ausgangspunkt ist dabei eine zweistufige Grundierung, wie ich sie bereits im Beitrag Malgrundlagen – Grundierungen angesprochen habe. Erst wird mit einer dunklen Farbe die Figur grundiert (meist mit Schwarz oder Dunkelgrau, es kann aber auch eine andere dunkle Farbe sein), dann wird das Modell von oben und leicht seitlich mit einer hellen Grundierung nachbehandelt. Der zweite, helle Farbauftrag folgt dabei der Hauptlichtrichtung, wie sie in natürlicher Umgebung auftritt: Das Sonnenlicht kommt in unserer Welt hauptsächlich von oben. Im Englischen nennt man diese Grundiertechnik Zenital Highlight.
Eine zenital gehighlightete Figur enthält bereits direkt nach der Grundierung eine Menge an Informationen, viel mehr als das einfarbige Plastik. Licht und Schatten sind bereits nach diesem einfachen Arbeitsschritt vorhanden und die Miniatur hat bereits etwas Tiefe. Auch die Details treten deutlich hervor.
Nun zum Scetching
Es geht erst einmal darum Entscheidungen zu treffen:
Welche Bereiche der Figur sind besonders wichtig? Worauf soll der Betrachter achten, wenn er die Figur anschaut? Was sind die Fokuspunkte der Miniatur?
Diese Fragen sind meist leicht zu beantworten, vor allem, wenn man dem natürlichen, realen Aufmerksamkeitsverhalten von Menschen folgt.
Nehmen wir uns also ein Beispiel an der Realität.
Fokuspunkte
Wenn wir einem Menschen begegnen, fällt unser Blick immer zuerst auf eine Reihe von Fokuspunkten, bevor wir Details bemerken. Zuallererst sehen wir einer Person ins Gesicht. Es ist die erste Information, die wir aufnehmen, der erste Eindruck, der uns verrät, wie jemand gerade zu seiner Umwelt steht, ob er gefährlich ist oder nicht, ob er uns sympathisch ist oder nicht.
Das nächste, was uns auffällt, sind meist die Hände: Eine geballte Faust signalisiert vielleicht Ärger oder Anspannung, offene Handflächen nach oben hingegen deuten auf Ausgeglichenheit hin und wirken einladend, Hände in den Hosentaschen deuten vielleicht auf Unsicherheit hin, und so weiter.
Wenn jemand einen Gegenstand in seinen Händen hält, ist das immer auch ein Fokuspunkt, weil er auf eine mögliche Aktion hindeutet. In unserem Tabletop-Hobby sind das meist irgendwelche Waffen…
Grundsätzlich kann man sich beim Bemalen von Miniaturen diese sehr realen Bedingungen zunutze machen, unter denen Menschen einander wahrnehmen. Diese natürlichen Fokuspunkte hervorzuheben hilft dann dabei, einen lebendigen Eindruck auf der Figur zu erzeugen die gewünschten Effekte beim Betrachter zu erzielen. (Im Idealfall soll er: „Ah!“ und „Oh!“ rufen…)
Für unser Hobby kommen dann oft noch ein paar spezifische Fokuspunkte hinzu:
Feuer, Lampen und andere Lichtquellen bilden natürliche Leuchtpunkte, die den Blick auf sich ziehen.
Und sowohl im Fantasy- als auch im Science Fiction-Genre kommen spezifische Lichtquellen hinzu: Magische Gegenstände, Leuchtkugeln, Magieeffekte und geisterhafte Schatten (gern in geisterhaftem weiß-grün oder weiß-blau dargestellt), das Plasma-Glühen eines Reaktors oder einer Waffe, das Leuchten von Displays und Dioden.
Als kurze Hilfe kann man sich etwa folgende Punkte merken, die man eventuell hervorheben möchte:
- Gesicht
- Hände
- Besondere Gegenstände in den Händen
- Leuchtkörper aller Art
- Gegenstände mit besonderer Bedeutung für die Figur
Nun wollen wir unserer grundierten Figur noch mehr Tiefe verleihen und ihre besonderen Bereiche etwas hervorheben und betonen. Dazu dient nun die Technik des Sketchings.
Sketching – Skizzieren
Ähnlich wie beim Zeichnen von Comics oder auch beim Skizzieren von Gemälden wird der erste Eindruck allein durch Schwarz-Weiß-Kontraste erweckt. Die grobe Darstellung kann beliebig verfeinert werden, ist aber immer nur die Grundlage für die weitere Gestaltung.
Die Schattenbereiche lassen wir erst einmal außen vor, sie sind durch das Zenital Highlight grundsätzlich angelegt und werden später durch die farbliche Bemalung hier und da vielleicht verstärkt. Wir kümmern uns aber erst einmal um die Highlights.
Dazu verdünnen wir unser Standardweiß (bei mir White Scar von Citadel), sodass es sich gut auftragen lässt. Wichtig ist, dass die Farbei beim Auftrag keine zu grobe Struktur erzeugt. (Weiß ist eine notorisch zickige und will gut verdünnt und gemischt sein, da die weißen Farbpigmente naturgemäß sehr groß sind und bei zu großzügigem Auftrag schnell eine kalkig wirkende Oberfläche entsteht.)
Mit unserem dünnen Weiß malen wir nun die Highlights der Figur nach und verstärken so den Eindruck von Helligkeit und Licht, ohne uns um irgendwelche Farben kümmern zu müssen! Da die Farbe schön dünn ist, bauen wir so Schicht um Schicht hellere Bereiche auf, bis hin zu wirklich weiß strahlenden Fokuspunkten.
Das Schöne an dieser Mal-Technik ist, dass sie es uns erlaubt, allein in Hell-Dunkel-Tönen zu denken, ohne dass wir ständig den Einfluss der Farben beachten müssten. Denn Farbe kommt erst später, Sketching betreiben wir allein in Schwarz-Weiß – oder noch einfacher: allein in Weiß!
Wirklich wichtig hierbei – wie schon erwähnt: Immer lieber mehrere dünne Farbschichten auftragen, als nur eine zu dicke! So lassen sich die Aktzente gezielt setzen, und je weicher sich die Highlights aufbauen, desto schöner ist am Ende die Wirkung des Effekts.
Gesichter und Waffen erhalten besondere Aufmerksamkeit als die natürlichen Fokuspunkte des Modells.
Strukturen
Nun geht es aber nicht allein um Highlights und Fokuspunkte, die wir verstärken und hervorheben wollen (sie sind durch die Grundierung bereits angelegt). Wir können diesen Schritt auch nutzen, um den verschiedenen Oberflächen bereits eine Struktur zu geben, und zwar allein durch die Art, wie wir den Pinsel auf der Oberfläche führen!
Die Materialien, aus denen sich die Miniatur zusammensetzt, können wir so voneinander abgrenzen und ihnen dadurch noch mehr Leben einhauchen.
Ein Schwert mit einer scharfen Klinge bekommt etwa harte, dünne Kanten und ein paar Streifen an der Klinge selbst, die die Schärfe der Schneide andeuten. Ein Fell kann leicht trocken gebürstet werden, um die uneinheitliche Struktur der Haare anzudeuten, aus denen es besteht. Ein Umhang mag aus altem, gewebtem Stoff bestehen: Durch Stippling / Tupfen und ein bewusst zittriges Führen des Pinsels mit wenig Farbe in mehreren Schichten wird der Eindruck einer unreinen Stoffstruktur aufgebaut.
Hat man mal wirklich übertrieben, kann man mit einem etwas dunkleren Grau wieder gegensteuern.
Meist ist das aber gar nicht nötig, denn kleine Unebenheiten sind gar nicht schlimm. Das Ergebnis des Sketchings ist schließlich erst die Grundlage für den Farbauftrag: Nichts ist in Stein gemeißelt und die späteren Schichten entschärfen den fertigen Sketch dann ohnehin wieder etwas.
Ach ja, wie geht´s dann weiter? Am besten mal nicht mit einer deckenden Farbschicht, die würde unseren Sketch ja völlig überdecken und zunichte machen. Die nächste Technik ist auch nicht schwierig, die behandeln wir das nächste Mal: Glazing! (=Farbe sehr dünn und flächig aufbringen..)
Außer, man will die Figur gleich so lassen, wie sie ist: als Scetch! Kann man machen, sieht cool aus. Oder vielleicht einfach eine Lasur drüber? Oder dann eben doch ein paar Farben?…
Dazu dann wie gesagt beim nächsten mal mehr.
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