Ab 14 Jahre, 1-6 Spieler, 2-4 Stunden
Magnificum, 2021
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Ein Toter? – Ein Toter!!
„100 Jahre Edelberger Schokolade. Das sind 100 Jahre Kundentreue, Ehrgeiz und Tradition.
Der perfekte Anlass für ein groß angelegtes Firmenjubiläum in geschlossener Gesellschaft. Und es wäre das beste Jubiläum der Firmengeschichte geworden, wäre da nicht dieser heimtückische Mord am Verkaufschef gewesen…“
So geht es los in unserem ersten Fall von Magnificum, einer kleinen Spieleschmiede aus Stuttgart.
Unsere Aufgabe ist es, den tatsächlichen Mörder von Oliver Borgmann zu finden und alle anderen Verdächtigen zu entlasten – vor allem den zurzeit noch Hauptverdächtigen, der momentan in Untersuchungshaft sitzt: den Sohn des Firmenchefs.
Ermittlungskrimi
Wir als Spieler erhalten also den Auftrag, alles verfügbare Material zu sichten, um so die Zusammenhänge herauszufinden, die zum Mord an Borgmann geführt haben.
Wie in einer typischen TV-Serie – und vielleicht sogar, wie im echten Leben – sichten wir nun also allerhand Unterlagen, entdecken Querverweise und ziehen Verbindungen.
Zunächst wissen wir aber so gut wie gar nichts. Wir müssen erst einmal herausfinden, welche Leute überhaupt örtlich anwesend waren, und um welche Personen es sich dabei genau handelt, um dann deren Beziehungen zueinander zu rekonstruieren. Wer war wann wo mit wem?
Aus diesem komplexen Puzzle entsteht nach und nach ein Bild, dessen Konturen dann in der Diskussion am Spieltisch immer klarer werden.
Spielmaterial
Was Die Firmenfeier von Anfang an auszeichnet, ist das Spielmaterial:
Es existieren keine Tokens, Miniaturen oder ähnliches, auch ein Spielbrett braucht dieses Spiel nicht.
Vielmehr öffnen wir nach dem Lesen der Einleitung einen dicken Umschlag, in dem alles steckt, was wir für unsere Ermittlungen brauchen: Hier finden wir die verschiedensten Unterlagen, bunt gemischt.
Selbst die Art und Weise, wie wir das Material erhalten haben – in einem Couvert – macht von Anfang an auch innerhalb des Settings Sinn, und so sind wir schon während des Lesens unseres Auftrags mittendrin in unserer Rolle als Ermittler!
Und so müssen wir zunächst einmal versuchen uns einen Überblick zu verschaffen.
Vor uns liegen Untersuchungsberichte und Beweismittel-Karten, Tankrechnungen und Social-Media AuszĂĽge, Chat-Nachrichten und Fotos. Wir klicken uns durch diversen Internet-Seiten und versuchen, selbst im Firmen-Intranet an Informationen zu kommen. Wir durchforsten allerhand Listen nach nĂĽtzlichen und vielleicht auch unnĂĽtzen Informationen.
Ein Lageplan der Firma hilft uns etwas, die lokalen BezĂĽge besser zu verstehen, während wir eine ganze Reihe von Ăśberwachungskameras ĂĽberprĂĽfen. Leider sind deren Aufzeichnungen aber auch nicht vollständig vorhanden, wegen der Privatsphäre bei der Firmenfeier… (Ansonsten wäre es auch zu einfach, den Mörder zu finden…)
All diese unterschiedlichen Zettel, Fotos, Webseiten, kurz: das gesamte Spielmaterial ist zunächst gut durchdacht und dann merkbar liebevoll zusammengestellt. Ein wahrer Genuss!
Social Event
Ich muss leider zugeben, dass ich mich persönlich eigentlich immer ein wenig vor Spielen scheue, bei denen die Spieler vornehmlich durch Interaktion und Diskussion ihre Spielfortschritte erfüllen.
Ich bin nicht sicher, wovor genau es mich dabei gruselt. Vielleicht ist es einfach die Tatsache, dass man sich bei so einem Spiel wirklich auch selbst einbringen muss, und so die eigene Persönlichkeit ein Stück weit Kritik aussetzt und scheinbar verwundbar macht.
Jedenfalls spiele ich derartige Spiele eher selten.
Genau gesagt ist Die Firmenfeier das erste Spiel dieser Art, und in diesem Umfang, das ich überhaupt gespielt habe! (Das kommt mir jetzt im Nachhinein übrigens selbst seltsam vor…)
Tatsächlich ist es dann auch wirklich hoch hergegangen während des Spiels! Wie gesagt, wir fühlen uns von Anfang an wie echte Ermittler in dem Fall, und die Anforderungen an uns sind hoch.
Aber meine Bedenken bezüglich meiner persönlichen Gefühle beim Spielen stellten sich als vollkommen unbegründet heraus. Es war vielmehr eine sehr bereichernde Erfahrung, die ich nicht missen möchte!
Zu dritt
Wir haben das Spiel im familiären Kreis zu dritt gespielt, und nach meinem Dafürhalten war das auch eine perfekte Spieleranzahl für das Spiel.
Es lässt sich sicherlich auch zu zweit oder solo spielen, aber bei der Fülle an Informationen, die es zu verarbeiten gilt, wird es mit weniger Spielern sicher schwieriger, nichts zu übersehen. Andererseits muss mit mehr Spielern auch mehr koordiniert und vor allem diskutiert werden – hierin steckt die Grenze der Spielerzahl nach oben.
Wir haben also zunächst versucht, das Material zu sichten und erst einmal nur oberflächlich durchzugehen. Ziemlich schnell war klar, dass wir ohne Notizen nicht weit kommen würden. Also haben wir uns zusätzlich ausgerüstet und versucht mitzuschreiben.
Mit der Zeit hat sich dann so etwas wie eine Aufgabenteilung herauskristallisiert, allerdings immer mit Ăśberlappungen. Wir mĂĽssen so viele Dinge ĂĽberprĂĽfen in diesem Spiel!
Die Online-Recherche haben wir uns ebenfalls aufgeteilt, denn es gibt viel zu sehen. (Wir gehen dafĂĽr ĂĽbrigens wirklich ins Internet, wo fĂĽr das Spiel unter anderem eine eigene Firmenseite hergestellt wurde)
Auf einen Tisch passt das ganze Material übrigens bei weitem nicht: Wir haben schließlich Postits und Klebeband geholt, und die Wände und Fenster rund um den Esstisch mit Fotos, Listen und Beweismaterial zugepflastert. Es war echt aufregend und lustig!
Eindruck
Das Schwierigste beim Spielen war aber, erst einmal eine Struktur zu entwickeln, damit wir Ideen und Erkenntnisse auch zusammentragen und sammeln konnten, ohne dass jemand sich ĂĽbergangen fĂĽhlt, oder sich etwa nicht getraut, seine Gedanken auszusprechen.
Denn es ist essenziell, dass jeder sagen kann, was er denkt / meint entdeckt zu haben: Sonst gehen kleine, aber wichtige Details ganz schnell unter!
Es ist ohnehin fast unmöglich, in diesem Spiel alle Hinweise zu entdecken. Zu viel steckt in den Unterlagen, als dass man alles auf einmal auf dem Schirm haben könnte.
Aber das ist auch das Schöne an diesem Spiel!
Bei aller Emotionalität, die bei den Diskussionen am Tisch aufkommt, war immer das gemeinsame Ziel maßgeblich. Wir mussten den Mörder finden und die anderen Verdächtigen entlasten! Und dieses Ziel hat uns auch immer wieder zurück auf den Boden gebracht, wenn wir uns mal ein wenig in unseren Theorien verrannt hatten.
Und dabei haben wir ganz nebenher auch noch eine Menge ĂĽber unser eigenes Kommunikationsverhalten gelernt. Das hat mich wirklich beeindruckt.
Fazit
Dieses Spiel funktioniert wie gesagt wahrscheinlich auch als Solo-Erfahrung, und es wäre interessant, einen anderen Fall auch mal alleine durchzuspielen. Nur verliert man dann einen ganz wichtigen Aspekt, der gerade bei diesem Spiel so viel Laune macht! Denn gerade die Interaktion am Tisch macht richtig viel Spaß, und wahrscheinlich verändert sich diese Dynamik auch noch immer wieder, je nach Teilnehmern in der Spielerunde.
Laut Klappentext ist der Inhalt ĂĽbrigens sogar in Zusammenarbeit mit professionellen, echten Ermittlern entwickelt worden, und das merkt man meiner Meinung nach auch.
Und so fühlt es sich während des Spielens auch gar nicht an wie ein Spiel, sondern wie die Ermittlungen in einem echten Mordfall.
Krass cool!
(Das Spiel Die Firmenfeier wurde dem Spiele Baron von Magnificum in Form eines Rezensionsexemplars zur VerfĂĽgung gestellt. Danke dafĂĽr.)
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