The Witcher – Die Alte Welt

Lese Zeit: 8 Minuten

Designer: Lukasz Wozniak; CD Project RED, On Board Games, 2023

1-5 Spieler, 90-150 Minuten, ab 14 Jahre


Hintergrund

Das Brettspiel The Witcher – Die alte Welt basiert auf der Spielwelt der erfolgreichen, gleichnamigen Computerspiel-Reihe The Witcher. Darin kämpfen die Spieler sich in Rollenspielmanier durch eine offene Fantasy-Welt mit allerhand Intrigen, Magie, bösen Überraschungen und Monstern.

Die Spiele richten sich dabei vornehmlich an ältere Jugendliche und Erwachsene: Viel Blut, Sex, Gore und fiese Gegner machen der Hauptfigur Geralt das Leben schwer und das Spiel für eine große Fangemeinde attraktiv.

Eine entsprechende TV-Serie gibt es auf Netflix in aktuell drei Staffeln.

Foto Spielfeldaufbau The Witcher - Die alte Welt: mit Karten, Playerboards, Tokens und Miniaturen für 2 Spieler.
Aufbau 2 Personen-Spiel

Das Brettspiel

In The Witcher – Die Alte Welt schlüpfen wir nun als Spieler ebenfalls in die Haut eines Hexers. Es stehen uns dabei verschiedene Schulen zur Verfügung, aus denen jeder zu Spielbeginn eine auswählt, und die dem Hexer dann auch eine jeweils einzigartige Fähigkeit im Spiel verleiht.

Außerdem erhält jeder Spieler ein Playerboard, auf dem er seine Stats verfolgt: Kampfwert, Verteidigung, Rüstung, Alchemie und eben auch die persönliche Sonderfähigkeit.

Gespielt wird dann auf dem Spielbrett, wo die Witcher sich durchs Land bewegen und Begegnungen abhandeln:

Sie treffen hier auf Monster und auf andere Hexer, mit denen sie sich duellieren können; sie spielen Poker in Tavernen und trainieren ihre Fähigkeiten in den heimischen Schulen; vor allem aber haben die Hexer im Spiel verschiedenen Begegnungen.

Foto The Witcher - Die alte Welt: Playerboard "Katzenklasse" mit Tokens auf den Startpositionen
Playerboard Setup

Der Story-Anteil im Spiel

In jedem Spielzug ziehen die Spieler mit ihren Figuren nun also zunächst übers Spielbrett und können dann an den verschiedenen Orten auch unterschiedliche Aufgaben bewältigen.

Die Begegnungen, die wir dann an diesen Orten abhandeln können, finden entweder mit anderen Witchern, mit Monstern, mit Story-Karten oder mit Questkarten statt, sofern diese aktuell im Spiel verfügbar sind.

Die Story-Karten bilden denn auch das erzählerische Herz des Spiels:

In jedem Zug ziehen wir entweder eine Stadt- oder eine Land-Karte (je nach Gusto), lesen den Text auf der oberen Hälfte der Rückseite, und müssen dann eine Entscheidung treffen: Wählen wir Weg A oder Weg B?

Anschließend lesen wir den entsprechenden unteren Teil der Karte – A oder B – , der uns darüber informiert, welche Konsequenzen unsere getroffene Entscheidung nun hat.

Foto The Witcher - Die alte Welt Brettspiel: Rückseite einer Begegnungskarte als Beispiel für deren Aufteilung
Aufteilung der Begegnungskarten

Auf diese Weise erhalten wir dann entweder Quests, denen wir folgen können (eine Bestimmte Quest-Karte wird dafür vom Quest-Stapel gezogen, die dann ähnlich funktioniert wie eine Story-Karte), oder wir erhalten Boni oder Mali für unsere Stats, die wir auf dem Playerboard entsprechend modifizieren. Es kann auch sein, dass wir Duelle ausfechten müssen, oder Monster abwehren, oder wir gewinnen oder verlieren Geld etc.

In jeder Runde bewegt sich jeder Spieler auf dem Spielbrett und handelt dann genau eine solche Karte ab. Nach einer Aufräumphase, in der auch neue Karten aus der Auslage erworben werden, beginnt schon die nächste Runde.

Foto The Witcher - Die alte Welt: Playerboard "Katzenklasse" mit Tokens mitten im Spiel - Charakter Kylar ist aufgelevelt
Playerboard im Spiel

Spielziel

Das eigentliche Ziel des Spiels ist es, als erster Spieler eine Reihe von Monstern zu erledigen oder andere Witcher im Duell zu besiegen: Auf diese Weise erhalten wir nämlich Trophäen. Diese anzuhäufen ist unsere Motivation als Hexer, denn Trophäen bedeuten Prestige!

Ganz nebenbei verleihen uns erhaltene Trophäen auch noch zusätzliche Bonus-Effekte im Spiel.

Foto The Witcher - Die alte Welt Brettspiel: Trophäenkarten
Trophäenkarten

Zu Beginn liegen im Spiel drei Monster aus, je mit ihren eigenen Statkarten sowie einem Geländeplättchen, das die Position des Monsters auf der Landkarte anzeigt. So können die Witcher sich auf die jeweiligen Felder bewegen, um gegen diese Monster zu kämpfen und im Fall eines Sieges die entsprechende Trophäe zu erhalten.

Dabei ist es immer eine gute Idee, den eigenen Charakter erst einmal etwas fit zu machen, bevor man sich in den Kampf gegen ein Monster stürzt. – Die Begegnungen auf den Storykarten (siehe oben) helfen uns dabei.

Früher oder später aber werden wir uns einem Monster stellen müssen, um dem Sieg im Spiel näher zu kommen.

Kampf

Das Kampfsystem ist interessant und einfach: Jeder Spieler beginnt mit zehn Startkarten im Kampfdeck, von denen er fünf auf die Hand zieht. Dieses Deck verbessern die Spieler im Laufe der Zeit immer weiter durch Zukäufe aus der Auslage.

Die Kämpfe, die im Lauf des Spiels stattfinden, werden dann in Runden abgehandelt.

Ist ein Hexer an der Reihe, so kann er beliebig viele Karten aus seiner Hand spielen, solange sie sich mit Hilfe der auf ihnen abgebildeten Farben zu einer Kombo verbinden lassen: Der farbige linke Rand einer Karte zeigt an, mit welchem entsprechenden Kartenreiter auf einer anderen Karte sie kombiniert werden kann. (Siehe Beispiel-Bild:)

Foto zum Brettspiel The Witcher - Die alte Welt: ausgespielte Handkarten bilden eine Angriffs-Kombo bestehend aus vier Farben
Kampf-Karten Beispiel für eine Angriffs-Kombo

Von dieser Kombo fließen nun alle auf den Karten enthaltenen Symbole in den Angriff ein: Angriffe, Schilde, neue Karten nachziehen und abwerfen etc.

Die erzielten Angriffe werden dann einfach als Schaden vom Deck des Gegners abgeworfen.

Und dann ist der Gegner an der Reihe:

Findet der Kampf zwischen zwei Witchern statt (- handelt es sich also um ein Duell), dann funktioniert der gegnerische Zug genau wie oben genannt.

Wer im Kampf zuerst keine Karten mehr hat (weil er durch Schade alle Karten abgeworfen hat), der hat den Kampf verloren.

Der Sieger erhält dann etwas Gold, der Verlierer kann aber weiterspielen. Einen permanenten Tod für Spieler gibt es im Spiel nicht.

Handelt es sich beim Gegner im Kampf ein Monster, dann zieht das Monster (bzw. ein Spieler an seiner statt) eine Karte vom Monster-Angriffsstapel. Es wählt den oberen oder unteren Kartenbereich als Angriff gegen den Witcher und handelt diesen einfach ab.

Foto The Witcher - Die alte Welt Brettspiel: Monsterkarte, Monster-Angriffsdeck und Angriffskarte
Monster und Monster-Angriffskarten

Angriffe werden zuerst gegen Schilde (falls vorhanden) verrechnet; Schaden, der nicht durch Schilde oder Rüstung abgewehrt wird, geht gegen das Deck des Spielers:

Der Spieler wirft so viele Karten von seinem Nachziehstapel und zuletzt sogar von seiner Hand ab, wie er Schaden einstecken muss. Hat er dann keine Karten mehr, die er abwerfen kann, ist er besiegt und das Monster entwischt ihm.

Ist der Monster-Angriffsstapel am Ende einer Kampfrunde aber leer, dann hat der Spieler gesiegt und darf auf der Siegleiste nach oben rücken. Er ist seinem Ziel, den Gesamtsieg im Spiel zu erringen, einen Schritt näher gekommen.

Schließlich wird ein neues Monster wird gespawnt, und nach der Aufräumphase beginnt die nächste Runde.

Spielfluss

Das ist im Groben ein Abriss des Spielverlaufs. Natürlich gibt es noch einige Details in der Alten Welt zu entdecken, wie etwa die Verwendung von Tränken im Kampf, oder die Möglichkeit, gegnerische Hexer zum Poker-Duell herauszufordern.

Das Spiel läuft jedenfalls flüssig und reibungslos: Die Runden dauern nicht ewig und für genug Interaktion zwischen den Spielern sorgen zum einen die direkten Duelle, die die Hexer untereinander austragen können, zum anderen aber auch ganz grundsätzlich der Wettstreit, der auf dem Spielfeld um Trophäen und Siegpunkte stattfindet.

Eine Partie kann übrigens auch problemlos solo gespielt werden: Bei Monsterangriffen entscheidet dann ein Würfelwurf über die Art des Monsterangriffs (die Auswahl auf er aufgedeckten Monster-Angriffskarte – siehe oben), und Hexer-Duelle entfallen einfach.

Foto Spielfeldaufbau The Witcher - Die alte Welt: mit Karten, Playerboards, Tokens und Miniatur für Solo Spiel. Bereit, das Spiel zu beginnen!
Spielaufbau zu Spielbeginn

Gesamteindruck

Das Spiel erinnert mich einerseits ein wenig an Runebound (vor allem wahrscheinlich wegen der Überland-Bewegung der Charaktere, dem Aufleveln und den Bosskämpfen), es lässt sich aber auch etwa mit Skyrim – Das Abenteuer-Brettspiel ein wenig vergleichen, mit seinen Story-Karten und kurzen Begegnungen.

Es ist aber im Vergleich zu diesen Spielen auf jeden Fall ein schnelleres und auch leichteres Spiel.

Je nach Spieleranzahl dauert eine Partie eineinhalb bis zweieinhalb Stunden und ist dann in sich abgeschlossen. – Es gibt keine Kampagne und auch keine Komponenten, die das Spiel verlängern, vertiefen oder hinauszögern würden.

(Eine Reihe von Erweiterungen sind übrigens verfügbar, diese habe ich aber noch nicht ausprobiert.)

Für meinen Geschmack läuft das Spiel dann auch sogar etwas zu flüssig:

Ich habe lieber etwas mehr Tiefgang in den Mechaniken und mehr knifflige Entscheidungen zu treffen, wenn ich auf Monsterjagd gehe. Deshalb würde ich persönlich etwa Runebound hier eindeutig den Vorzug geben; das ist aber dann auch wieder ein längeres Spiel und hat viel mit Geschmack zu tun…

Foto The Witcher - Die alte Welt Brettspiel: Spielinhalt
Inhalt der Spielschachtel

Story

Etwas enttäuscht hat mich aber tatsächlich der Stellenwert, den die einzelnen Begegnungen bzw. die Spielwelt im allgemeinen einnehmen: Die Begegnungskarten sind zwar deutlich in der dunklen Welt der Witcher verankert, aber aufgrund des begrenzten Platzes auf einer Karte entsteht kaum ein Gefühl für die Geschichten, die wir erleben. Sie bleiben eher Mittel zum Zweck, und dieser Zweck ist letztlich allein, den eigenen Charakter aufzuleveln, um letztlich die Kämpfe bestreiten zu können.

Die Monster- und Witcher-Kämpfe sind denn auch das eigentliche Herz des Spiels. Und hier finde ich zwar die Kombo-Mechanik der Karten interessant, aber auch sie entfaltet sich nicht wirklich. Zu sehr kommt es in den Kämpfen dann doch darauf an, wie gut das Deck ausgebaut wurde, und welche Karten man dann zieht.

Taktik ist da kaum enthalten, dafür ist die Vorbereitung der Kampfdecks die zentrale Achse im Spiel, die letztlich auch über Sieg und Niederlage entscheidet. Wer hier die richtige Balance findet und zum rechten Zeitpunkt dann seine Kämpfe initiiert, ist klar im Vorteil.

Foto Spielfeld The Witcher - Die alte Welt Brettspiel: 2 Witcher Miniaturen stehen sich gegenüber
Witcher auf dem Spielbrett

Fazit

The Witcher – Die alte Welt ist ein nettes Spiel in einer bekannten Welt, von dem man aber nicht zu viel erwarten darf.

Für eine Partie unter Freunden, oder in der Familie, wo unterschiedliche Spielertypen und Levels aufeinander treffen, eignet es sich auf jeden Fall. Eingefleischte Brettspieler suchen wahrscheinlich nach etwas mehr Herausforderung.


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