Detective – Ein Krimi-Brettspiel!

Lese Zeit: 6 Minuten

1-5 Spieler, 120-180 Minuten, ab 16 Jahre

Designer: Ignazy Trzewiczek, Jakub Lapot, Przemyslaw Rymer; Portal Games 2018

HASHTAGS: #Brettspiel #Krimi #ANTARES #Kampagne #Ermittlung #Kooperativ #Tischspiel #TabletopGaming #Review #YouTube #Empfehlung


Einmal FBI-Agent sein!

Ich liebe diese Filme und Serien, in denen furchtlose Ermittler sich dem Bösen entgegen stellen, Fälle von unabsehbaren Ausmaßen annehmen und gegen alle Widrigkeiten und Widerstände des Systems Täter jagen und zur Strecke bringen! Es steckt etwas archaisch befriedigendes darin, wenn das Gute über das Böse siegt.

Und wenn der Weg dahin auch noch steinig ist, von Schwierigkeiten und Gefahr gepflastert, dann ist das Ergebnis am Ende umso besser.

Detective gibt uns genau dieses Gefühl, nur eben nicht als Film oder Serie, wo wir bloß zuschauen. Hier sind wir selbst die Agenten!

Story

In Detective kämpfen wir kooperativ ständig gegen die Zeit.

Unsere frisch gegründete Spezial-Einheit namens „ANTARES“ erhält zunächst den simpel klingenden Auftrag, eine Fall zu untersuchen, bei dem offenbar eine alte Taschenuhr aus der Zeit des Zweiten Weltkriegs in Richmond, Virginia (USA) in einem Pfandhaus abgegeben wurde. Die Uhr ist anscheinend Diebesgut mit einem dunklen, historischen Hintergrund in der NS-Zeit.

Wir sollen nun zunächst herausfinden, was es mit der Uhr überhaupt auf sich hat, und wie sie ihren Weg in die USA gefunden hat. Um diplomatische Verwicklungen mit Polen zu vermeiden, ist Eile geboten!

Soweit die Einleitung in Fall 1 der fünfteiligen Spielkampagne.

Das Spiel

Jeder Fall beginnt mit einer Einleitung im Fallbuch, an deren Ende wir einen Auftrag haben, den wir im Laufe der Partie möglichst erfüllen sollten. Neben einem groben Eindruck von der Ausgangslage erhalten wir außerdem eine Hand voll erster Hinweise, die wir nun verfolgen können.

Von nun an kommt das Kartendeck des Falls zum Einsatz:

Die Hinweise sind allesamt mit Nummern versehen, die mit Karten in diesem Deck korrespondieren: Will man einem Hinweis folgen, so muss man die entsprechende Karte aus dem Deck ziehen.

Dann kann man den Text auf der Karte lesen: Alle Karten sind wunderbar geschrieben, oft erst einmal mit einer einleitenden Beschreibung unseres Ermittleralltags, dann aber auch mit Informationen, die vielleicht interessant sind für uns.

Hier glänzt das Spiel von Anfang an, denn die Texte sind wirklich exzellent formuliert. Bereits in den ersten Minuten einer Partie fühlt man sich wie ein waschechter Ermittler, ohne, dass man eine besondere Rollenspiel-Maske aufsetzen muss. Die Flavourtexte sind ein Genuss!

Und so erhalten wir je nach Karte immer mehr oder weniger Hilfreiche Informationen, aus denen wir im Team dann nach und nach ein Gesamtbild konstruieren, und immer mehr Geheimnisse aufdecken. Am Ende führt uns das alles zu einem Gemälde aus Verbindungen und Querverweisen, das wir im Idealfall mittel einer Mindmap oder auch mit Hilfe von selbst gezeichneten Timelines zufrieden betrachten können.

Doch ganz so einfach ist es natürlich nicht.

Zeitdruck

Unser Ziel ist es, bis zu einem vorgegebenen Termin möglichst viele Informationen zu sammeln und Verbindungen zu kombinieren.

Dabei dient das Spielbrett in der Tischmitte als Orientierungshilfe: Es zeigt uns an, wo in der Stadt Richmond wir uns gerade aufhalten, aber auch, welcher Tag und welche Uhrzeit wir gerade haben. Und die Zeit ist ein erbarmungsloser Gegner im Beamtenalltag!

Jeder Arbeitstag beginnt um 8:00 und endet um 16:00 – Beamten-Arbeitszeiten eben. Doch schnell lernen wir, dass acht Stunden am Tag nicht viel Zeit ist: Allein die Fahrten durch die Stadt kosten jeweils eine Stunde, und die Karten (#Hinweise), die wir dann ziehen (denen wir folgen), brauchen selbst auch immer jede Menge Zeit.

Da so ein Tag schnell rum ist, kann man auch Überstunden machen. Doch die summieren sich auch schnell, erzeugen zudem Stress, und wenn das Stresslimit des Falls erreicht ist, endet das Spiel, selbst, wenn noch Zeit auf der Uhr übrig wäre…

Entscheidungen

Diese simple Mechanik allein schon wirkt Wunder im Spiel!

Wir als Spieler fühlen automatisch diesen Zeitdruck, und so müssen wir uns ständig entscheiden und beratschlagen, welchen Spuren wir folgen wollen, und welche Hinweise wir vielleicht auch links liegen lassen. Denn für alle Spuren reicht die Zeit ganz einfach nicht aus.

Und so sind wir ständig am Diskutieren und Grübeln, am Notieren und Rätseln, welche Karte wir als nächstes ziehen wollen, also welchem Hinweis wir nachgehen wollen. Da wir aber nie wissen, wie lange das Verfolgen einer Spur in Anspruch nehmen wird, bevor wir sie ziehen, kann es auch zu unangenehmen Überraschungen und langen Überstunden kommen, die wir gar nicht eingeplant hatten.

Und bei all dem Stress, den das in unserer Gruppe verursacht, ist das Gefühl, in einem realistischen Fall wirklich voran zu kommen, einfach überwältigend.

Dieses Spiel schafft es, uns einzufangen und zu fesseln, wie es Spiele nur selten können.

Die Kampagne

Am Ende einer Partie geben wir unsere Ermittlungsergebnisse übrigens in der ANTARES-App ein, die uns während unserer Ermittlungen ständig begleitet. (Hier können wir etwa nach Personen forschen, Fingerabdrücke abgleichen und sogar DNA-Spuren eingeben.)

Ein Multiple-Choice Test gibt uns schließlich Auskunft darüber, wie gut wir in unseren Ermittlungen abgeschnitten haben.

Dabei gibt uns das Spiel keine einfachen Lösungen vor. Viel mehr müssen wir unsere Antworten durch Kombination aus den erhaltenen Informationen destillieren und wirklich Hirnarbeit investieren, um am Ende Punkte machen zu können. (Und Überstunden bringen übrigens Punkteabzüge…)

Viel interessanter als die Punkte aber ist der Ausblick, den wir jedes Mal am Ende eines Falles haben: Wir haben dann zwar den Fall gelöst (im Idealfall, ansonsten können wir ihn nochmal spielen), aber immer bleichen eine Menge Fragen offen. Und diese Fragen verweisen immer wieder in die Vergangenheit – und damit oft auch in den nächsten Fall in der Zukunft:

Denn die Fälle hängen alle zusammen und bilden eine einzige, große Kampagne, die wir hier als FBI-Agenten hautnah erleben.

Empfehlung? – Empfehlung!

Die Geschichte, die wir hier mit viel Schweiß und Arbeitseinsatz wie Archäologen zu Tage fördern, ist schlichtweg ausgezeichnet gebaut und erzählt.

Jeder Fall für sich ist bereits eine befriedigende Erfahrung, und obwohl alle Fälle aus diesen Kartendecks bestehen, funktionieren sie doch immer etwas unterschiedlich; das allein ist beeindruckend. Aber das Gefühl, einerseits etwas zu schaffen, voran zu kommen, andererseits aber immer mehr offene Fragen vor sich zu haben und immer noch irgendwie im Dunkeln zu tappen, dieses Gefühl ist unschlagbar toll!

Wenn ich sage, es fühlt sich an, als würden wir wirklich ermitteln, dann meine ich das auch genau so. Das ist einfach nur cool und genial.

Und bevor ich jetzt noch weiter in Lobhudelei auf dieses Spiel versinke, darf ich euch auch gleich noch auf ein Review-Video verweisen, in dem ich meine weiteren Gedanken zu diesem Spiel versucht habe festzuhalten. Schaut gern mal da vorbei auf dem YouTube-Kanal!

Link zum Youtube Review Video zum Detective – Krimibrettspiel

Und wenn euch das Spiel interessiert, probiert es aus! Es lohnt sich!

Bis zum nächsten Mal, Euer Christian.


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