Gespielt: Chronicle X

Foto vom Chronicle X Spielfeld mit bemalten Minis: Vordergrund 2 Helden, Hintergrund Alien Overmind
Lese Zeit: 10 Minuten

1-6 Spieler, 90-180 Minuten

Designer: Glenn Allan, Archon Studios 2021

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Alien Invasion in den 1980ern

Chronicle X dreht unsere Zeit etwa 40 Jahre zurück und entführt uns in eine Vergangenheit, als Aliens noch die Erde angriffen und ein internationales Spezialteam für unsere globale Verteidigung sorgte. Das waren noch Zeiten!

Wer X-Com, den rundenbasierten Strategie-Klassiker für PC und diverse Spielkonsolen, kennt, dem muss man nicht viel erzählen. Denn obwohl das hier vorgestellte Brettspiel nicht unter der allseits bekannten Lizenz läuft, so ist doch offensichtlich, dass es sich an der Vorlage in nahezu allen Belangen orientiert.

Sie sind unter uns!

Auf dem Spielbrett machen sich die außerirdischen Gegner breit:

Ein Spieler bedient im Spiel den Overmind und damit alle Aliens, die sich den Helden im Verlauf einer Partie in den Weg stellen (ähnlich wie der Overlord bei Descent 2nd Edition oder der imperiale Spieler bei Imperial Assault).

Zu Beginn des Spiels stellt dieser Overmind seine Auswahl an Gegnern zusammen, die er im Spiel verwenden möchte. Dafür seht ihm eine bestimmte Anzahl an Punktkosten zur Verfügung.

Außerdem nimmt er sich einen Upgrade-Sheet (zum Aufleveln seiner Truppen im Verlauf der Partie), Blip-Tokens (die Aliens erscheinen nämlich zuerst unerkannt nur als Marker auf dem Spielfeld), sowie alle relevanten Alien-Statkarten und sein Deck mit Mutationskarten.

Während des Spiels bedient der Overmind dann die Monster, greift die Helden an, spielt Mutationskarten aus und macht seinen Mitspielern so ganz allgemein das Leben schwer.

Helden zwischen Kampfeinsatz und Raumstation

Auf der Seite der Helden kämpfen immer genau 6 Charaktere für den Fortbestand der Menschheit auf Erden, egal wie viele Spieler an der Partie teilnehmen. Bei weniger als sechs Spielern werden die Heldenfiguren einfach unter den Spielern aufgeteilt.

Die zur Verfügung stehenden Helden sind alle unterschiedlich und mit einer Hand voll Sonderfähigkeiten, eigenen Statkarten und Wählscheiben für ihre Grundwerte ausgestattet. (Die Grundwerte ändern sich außerdem im Lauf des Spiels, wenn die Helden Schaden einstecken: dazu dienen die Wählscheiben.)

Auf der Erde (dem Spielfeld) kämpfen die Helden nun gegen die Aliens und müssen dabei jeweils gewisse Missionsziele erreichen.

Zwischen den Partien ziehen sich die Helden dann auf ihre geheime Basis zurück, wo sie sich sammeln, ausruhen und für den nächsten Einsatz vorbereiten. Diese Basis – eine Raumstation im Orbit – kann im Lauf einer Kampagne (bestehend aus bis zu fünf Missionen) ausgebaut werden, was den Helden für ihre Folgemissionen immer bestimmte Boni gibt und ihnen weitere Möglichkeiten eröffnet, wenn sie wieder in den Einsatz gehen.

Nettes Detail am Rande: Die Helden sind allesamt bekannte Persönlichkeiten aus der Riege der Klassiker moderner Popkultur. Das ist kein Schwerz! Wer schon immer mal Chuck Norris, Arnold Schwarzenegger, Silverster Stallone, Sigourney Weaver, E.T. und Karate Kid gemeinsam in den Kampf gegen eine Alien-Invasion schicken wollte, der hat hier die Gelegenheit dazu!

(Vor allem die im Kickstarter enthaltene Exklusiv-Erweiterung liefert eine wahre Unmenge an verschiedenen Helden.)

Deployment

Haben beide Seiten nun ihre Teams zusammengestellt – der Overmind seine Aliens und die Heldenspieler ihre Helden – so werden diese Teams nun auf dem Spielplan aufgestellt. Je nach Mission geschieht dies auf bestimmten Deployment-Punkten.

Der Overmind setzt aber wie gesagt nicht gleich seine Modelle auf den Plan, sondern vorerst einmal nur sogenannte Blip-Tokens: Diese Tokens sehen auf der Rückseite alle gleich aus, nur die verdeckte Vorderseite zeigt ein Bild der tatsächlichen Aliens, die dann aufs Feld gesetzt werden, wenn sie während des Spiels in Sichtweite der Helden kommen.

Die Helden wissen also zunächst nicht, welche Monster ihnen konkret entgegentreten werden. (Außerdem gibt es Ablenkungs-Marker, leere Tokens, die die Helden in die Irre führen können; hier lässt das GW-Spiel Space Hulk schön grüßen.)

Und Action!

Ab jetzt geht es rundenbasiert ins eigentliche Gefecht.

Zuerst sind die Helden dran:

Jede Figur hat eine Reihe von Aktionen zur Verfügung, aus der sie in einem Zug genau zwei durchführen darf. (Wieder ähnlich wie bei Descent…)

Diese Aktionen sind: Bewegen, Rennen, Attackieren, Interagieren (mit Objekten, Gegenständen, anderen Helden etc.) und sich in Overwatch begeben.

Overwatch bedeutet im Grunde, dass sich der Held eine Aktion für später aufhebt. Dafür kann er dann im Zug des Overmind automatisch mit einem Angriff reagieren, sobald ein Alien in Sichtweite bzw. Reichweite kommt. (Diese Aktion ist – wie vieles im Spiel – wirklich 1:1 aus X-Com entlehnt. Es ist das Tüpfelchen auf dem „i“, wenn das Spielgefühl des Computerspiels hier nachempfunden wird!)

Die Helden laufen nun also übers Spielfeld, betreten dabei Gebäude (und lösen Ereignisse aus), heben Gegenstände auf und versuchen insgesamt ihr Missionsziel zu erreichen: Das kann das ein Extraktionspunkt sein, von dem aus die Figuren das Spielfeld wieder verlassen müssen, die Vernichtung aller Feinde auf dem Spielfeld, eine Mischung aus beidem, oder auch etwas ganz anderes.

Haben alle Helden in ihrem Zug schließlich jeweils ihre zwei Aktionen durchgeführt, dann ist der Overmind an der Reihe.

Er hat für seine Alienfiguren im Grunde die gleichen Aktionen zur Verfügung, wie auch die Helden. Zunächst bewegt er seine Blip-Tokens, die er dann entweder freiwillig aufdeckt, oder spätestens dann aufdecken muss, wenn sie von einem Helden entdeckt werden (wenn also „Sichtlinie“ besteht).

Dann greift er die Helden an und versucht seine ganz eigenen Ziele zu erreichen. ( Dafür zieht er zu Beginn der Partie zwei „Secret Agenda“ Karten, die ihm seine geheimen Siegbedingungen für die Partie vorgeben.)

Chronicle X als Kampagnenspiel

Wer in einer Partie zuerst seine Missionsziele erreicht, der gewinnt das Spiel auf dem Spielfeld.

Nach einer Partie wird aber nicht etwa einfach alles wieder weggepackt, denn jetzt entfaltet das Spiel erst seine ganze Tiefe! Es lassen sich nämlich mehrere Partien auch zu einer Kampagne verknüpfen; genauer gesagt: Immer fünf Partien ergeben ein großes Kampagnenspiel.

Wer auch immer nun die aktuelle Partie gewonnen hat, der erhält zunächst als Belohnung entsprechende Boni zu Beginn dieser Zwischenphase. Dann kann der Overmind Upgrades für seine Alien Einheiten kaufen und die Helden können ihre Raumstation ausbauen und neue Gegenstände erwerben oder bereits vorhandene verbessern.

Und danach geht es auch schon weiter mit der nächsten Mission auf dem Spielfeld.

Je nachdem, ob man nun im Conquest-Modus oder im Narrativen Modus spielt, geht es insgesamt dann entweder darum, möglichst die ganze Welt auf der Weltkarte zu erobern, oder aber die erzählerischen Missionen in einer gewissen Reihenfolge zu durchlaufen, die dann in einer finalen Mission enden.

Wer schließlich das Finale gewinnt bzw. wer die meisten Regionen auf der Weltkarte eingenommen hat, der gewinnt die Kampagne.

Solo-Spiel

Außer den erwähnten beiden Spiel-Modi Conquest Modus und Narrativer Modus bietet das Spiel auch die Möglichkeit, solo gespielt zu werden. (Das kommt mir persönlich sehr gelegen.)

Der Spieler übernimmt dabei alle sechs Helden gleichzeitig – was nicht allzu schwierig ist, weil trotz ihrer merklichen Unterschiede die Figuren keine aufwendige Buchhaltung erfordern.

Die Aliens des Overmind werden durch eine simple KI gesteuert, bestehend aus einer Prioritätenliste. Hat man diese erst einmal verinnerlicht (und das geht relativ schnell), dann entbrennt auch im Solo-Spiel schnell und ungebremst ein harter Kampf um die Vorherrschaft auf dem Spielbrett!

Mensch gegen Alien! Pistolen und Shotguns gegen Lasergewehre und Plasmawerfer! Uargh!!!

Kickstarterprobleme und die Spielregeln

Ich finde, bis hierher klingt Chronicle X wirklich aufregend und cool, nicht wahr?!

Warum aber ist der Titel dann aber gleich nach seiner Auslieferung als Kickstarter in der Versenkung verschwunden? Nicht nur in der Community ist kaum noch etwas über das Spiel zu hören: Selbst die Firma, die das Spiel damals produziert hat – und die übrigens auch heute immer noch tolle Sachen auf den Markt bringt – erwähnt genau diesen Titel nicht einmal in einem kleinen Absatz auf der eigenen Website!

Was mag der Grund dafür sein, dass selbst Archon Studios Chronicle X mit keinem Wort mehr erwähnt?

Ich kann hier nur spekulieren.

Bei der klaren Ähnlichkeit des Brettspiels zum Computerspiel X-Com, einem wirklich großen Titel in Gaming-Industrie, könnte es etwa sein, dass Archon Studios Probleme mit dem Copy-Right bekommen hat, auch wenn sie den Titel „X-Com“ nicht explizit übernommen haben. Ich bin allerdings kein Anwalt, wie gesagt, das ist Spekulation.

Was jedoch sicher ist: Die Regeln – genauer das Regelbuch zum Spiel ist leider eine einzige Katastrophe.

Zunächst einmal ist das winzige A5 Heftchen klein und eng geschrieben, und alleine deshalb schon schwer zu lesen. Dann aber ist es auch noch derart durcheinander und unklar verfasst, dass selbst nach mehrmaligem Durcharbeiten Fragen offenbleiben und man nur verwirrt den Kopf schütteln kann.

Sowohl die Terminologien und Begriffe des Regelwerks als auch die Abläufe des Spiels sind unklar definiert, und dann sind einzelne Regeln auch noch über diverse Seiten verstreut sodass man kaum einen Überblick gewinnen kann.

Das macht natürlich das Studium des Regelhefts für jeden, der das Spiel in seinen Händen hält, zu einem frustrierenden Erlebnis und es ist praktisch unmöglich, in einer ersten Partie damit einen ordentlichen Spielfluss hinzubekommen.

Ich persönlich glaube, dass das der eigentliche Grund ist, warum wir nichts mehr von diesem Spiel hören: Niemand hat es wirklich je gespielt! Und Archon Studios versucht ob des vernichtenden Feedbacks der Kickstarter-Unterstützer, die Sache zu vergessen und es nun zumindest besser zu machen.

Wie jetzt?!? Gut oder schlecht?

Ich bin auf jeden Fall ein X-Com-Fan der ersten Stunde und habe sowohl das alte Original als auch die neueren Iterationen des Computerspiels verschlungen und zum Teil mehrfach durchgespielt. X-Com ist ein Titel, den ich auch heute noch ab und an auf der Playstation zocke, und dass es nun mit Chronicle X ein Brettspiel gibt, das die Mechaniken des Computerspiels haptisch umsetzt, begeistert mich natürlich!

Und außerdem habe ich alle 97 Minis des Spiels mittlerweile bemalt! Jetzt will ich das auch spielen, verdammt! (Eine Miniaturen-Galerie findest du übrigens hier: Chronicle X – Miniaturen)

Aber ganz allgemein muss ich sagen: Ich finde das Spiel cool! Das Gefühl, mit einer Reihe Pulp-Helden einer Alien-Invasion gegenüber zu treten, die ein wenig an die X-Files und ein wenig an schlechte 70er Jahre Sci-Fi Filme erinnern, ist einfach köstlich!

Das ist der Grund, warum ich das Spiel einfach nicht aufgeben wollte!

Und deshalb habe ich – zunächst für mich selbst – eine Regelzusammenfassung geschrieben, die etwas übersichtlicher und hoffentlich auch klarer ist, als das Regelbuch.

Diese Zusammenfassung ersetzt zwar wahrscheinlich nicht das Lesen der eigentlichen Regeln, aber hat man diese dann erst einmal gelesen, dann findet man in dieser Zusammenfassung auch alles, was man für ein flüssiges Spiel braucht.

Und weil ich das nun schon mal gemacht habe, stelle ich natürlich auch Euch zur Verfügung.

Wer das Spiel also in seinem Besitz hat und daran verzweifelt, dem sei gesagt: Es gibt Hoffnung! Und zwar hier zum Downloaden:

Regelvideos

Und außerdem habe ich mittlerweile ein paar Regelvideos auf Youtube hochgeladen: Schaut rein, wenn es euch interessiert! Ich freue mich wie immer über Kommentare!

Link zum Youtube Video zum Miniaturen Brettspiel Chronicle X

Das große Regelvideo:

Link zum Youtube Regel Video zum Miniaturen Brettspiel Chronicle X

Ich hoffe wirklich, dass ein paar Spieler da draußen noch nicht aufgeben haben und den Weg hierher zum Spiele Baron finden, wo sie sich diese Hilfe holen können. Und ich hoffe, dass Euch das dann auch wirklich hilft! Vielleicht seid ihr dann ja auch wieder gut mit dem Spiel, so wie es mir gegangen ist!

Und wenn euch die Regelzusammenfassung oder die Videos weiterhelfen, freue ich mich natürlich über Feedback und Abos auf meinem Youtube Kanal!

Und jetzt geh ich ein paar Aliens vom Tisch fegen!


Bestelle Spiele gern über die folgenden Links – und unterstütze damit den Spiele Baron!

(Offenlegung: Als Amazon-Partner verdiene ich an qualifizierten Verkäufen.)


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