Blocking beim Minis-Bemalen: Grundschichten

Miniature Painting, Shadows of Brimstone, Geisha, Executioner
Lese Zeit: 7 Minuten

Hobby-Zone Reihe: Malgrundlagen, Folge 4

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Wie immer ist es sinnvoll, sich ein paar Gedanken zu machen, bevor man loslegt. Welchen Stil soll der Mal Job letztlich haben, wollen wir einen Effekt erreichen oder einfach nur etwas mehr Farbe statt des ursprünglich grauen Plastiks auf dem Spieltisch sehen? Wieviel Aufwand wollen wir betreiben?

Sollen die Farben leuchten und knallig wirken? Oder wollen wir eher eine düstere Stimmung erzeugen? Selbst etwa bei den hauseigenen Mal-Anleitungen von Games Workshop gibt es krasse Unterschiede:

Wollen wir etwa „Grimdark“ Warhammer-Figuren, bei denen die Farbe der Rüstung nur durch den Dreck der Schlachten und die Spuren der Jahrhunderte zu erahnen ist, oder soll im „Eavy Metal“-Stil gemalt werden, also mit klaren Kantenakzenten und schön voneinander abgesetzten Oberflächen? Auf der Homepage von GW kann man dazu genug Beispiele bewundern..

Doch zuerst: Grundieren!

In jedem Fall brauchen wir eine Grundierung, bevor wir uns ans eigentliche Anmalen machen!

Dunkle Grundierung hilft, Schatten zu kaschieren und lässt das Modell eher dunkel wirken, helle Grundierung ermöglicht den Einsatz von Contrast-Farben und sorgt für kräftige, mehr leuchtende Ergebnisse.

Eine gute Mischung aus beidem ist das „Zential Highlight“, bei dem auf deine komplett dunkle Grundierung eine zweite, helle Schicht nur von oben aufgetragen wird: Es entstehen automatisch Hell-Dunkel-Verläufe, Schatten werden sichtbar und das weitere Bemalen wird einfacher, weil das Modell sich übersichtlicher darstellt.

Mehr zu Grundierungen findest du hier:

Hobby-Zone: Grundieren (Malgrundlagen 1) und Hobby-Zone: Sketching

Heute aber geht´s um den nächsten Schritt: Die Grundfarben auftragen!

Das Auftragen der Grundfarben

Wir beschäftigen uns hier erst mal nur mit Acryl-Farben, dem gängigsten Farbmaterial im Miniaturen-Mal-Bereich. (Daneben gibt es auch noch Ölfarben – sie werden in unserem Hobby eher für Effekte verwendet – und Enamel-Farben, wie sie im Fahrzeug-Modellbau zum Einsatz kommen. Diese sind in der Verarbeitung etwas aufwendiger, weil sie nicht wasserlöslich sind wie Acrylfarben.)

Was wir an dieser Stelle nach dem Grundieren erreichen wollen, ist eine erste, klare Abgrenzung der einzelnen Materialien, die auf der Miniatur vorhanden sind. Das bedeutet, zusammengehörende Teile zu identifizieren und diese in der gleichen Farbe zu bemalen:

Stoff in einer Farbe, die Rüstung in einer anderen, Haut und Haar, Knochen und Metall, Taschen, Schuhe, Granaten, Schwertscheiden etc. – jedes Teil bekommt seinen eigenen Farbanstrich.

Bei einem auf diese Weise bemalten Modell ist klar, wohin die Reise gehen soll. Die aufgebrachten Farben geben uns vor allem einen guten Eindruck, wie das Farbschema, also das Zusammenspiel der einzelnen Farben, am Ende wirken wird.

Und hier weg können wir uns dann daran machen, diese einzelnen Materialien individuell zu bearbeiten.

Wie aber geht man am besten vor beim ersten Farbauftrag? Worauf sollte man achten?

Base-Farben

Manche Hersteller bieten extra für die erste Grundschicht eine eigene Farbart an, etwa Games Workshop mit seinen Base-Farben: Diese sind höher pigmentiert und dickflüssiger als die sogenannten Layer-Farben, welche für spätere Farbschichten gedacht sind.

Man kann aber auch durchaus mit Layer-Farben Grundschichten auftragen, und Base-Farben für weiter Schichten verwenden: Wir tragen unsere Farben ohnehin niemals (NIEMALS! – außer manchmal…) direkt aus dem Farbpott aufs Modell auf, sondern verdünnen sie immer (IMMER! – naja…) auf einer Palette…

Mit Paletten beschäftigen wir uns aber ein anderes Mal. Heute geht´s um die Grundfarben / Grundschichten:

Von innen nach außen

Die erste Faustregel heißt:

„Male erst die am nächsten am Körper liegenden Schichten des Modells an, und arbeite dich dann nach außen vor.“

Diese Regel ist einfach und vor allem für Anfänger sehr hilfreich, wenn erst noch die ruhige Handführung üben muss und die Pinselstriche noch nicht so fein sitzen. Aber auch als fortgeschrittener Maler wird man diese Regel immer im Kopf behalten, einfach schon deshalb, weil sie uns das Leben ungemein erleichtert.

Die erste Schicht, die wir bemalen, ist die Haut, sie ist dem Körper am nächsten. (Haha. 🙂 )

Dann kommen Unterhose, Haare, Socken und Unterhemd.

Anschließend malen wir T-Shirt und Hose. Es folgen Gürtel, Taschen, Uhren und Schmuck, dann kommen Jacke und Umhängetaschen, Rucksäcke, Rüstung, Helm, Raumanzug, Antennen, Sonnenschirm etc.

Der Sinn der Sache besteht darin, dass wir eventuelle Fehler, die wir beim Bemalen der einen Schicht machen, beim Bemalen der nächsten Schicht automatisch mitkorrigieren. Haben wir beim Auftragen der Hautfarbe etwas gepatzt, so macht das nichts aus: mit dem Unterhemd übermalen wir die verpatzten Bereiche einfach.

Diese Vorgangsweise ist effizient und einfach, und wir müssen uns nicht im Nachhinein plagen, um Farben an tiefer auf der Figur liegenden Stellen aufzutragen, während höhere schon bemalt sind. Die Gefahr, dass wir etwas versauen, ist stark reduziert.

Von hell zu dunkel

Als zweite Faustregel, die man ein wenig mitbedenken sollte, könnte man sagen:

„Male erst hellere, dann dunklere Teile an.“

Je nach Lage der Flächen auf dem Modell spießt sich diese Regel natürlich mit der „Von innen nach außen“-Regel, und man sollte ersterer immer den Vorzug geben.

Wenn sich aber die Möglichkeit bietet, kann man sich auch hier das Leben weiter erleichtern, und zwar aus ähnlichen Gründen wie bei der ersten Regel:

Helle Farben decken meist nicht so stark wie dunkle. Wenn wir erst die hellen Farben auftragen, müssen wir auch wieder nicht so extrem vorsichtig sein, keine angrenzenden Flächen zu erwischen: Wenn wir dann die dunkleren Flächen bemalen, diesmal mit etwas mehr Vorsicht, können wir von hellen Farben erwischte Fehler einfach mit übermalen.

Maltechnik „Two thin coats“ – Farben verdünnen

Duncan Rhodes, Hobby-Veteran und Malpionier aus der GW-Schmiede, hat in seinen unzähligen Tutorial Videos auf Youtube den Grundsatz der „Two thin coats“ – der „zwei dünnen Schichten“ geprägt. (Sehr empfehlenswert ist übrigens sein Youtube-Kanal: Duncan Rhodes Painting Academy.)

Für ihn ist es essenziell, beim Auftragen der ersten Farbschicht, der Grundfarbe also, die Farbe nicht zu dick aufzutragen, um keine Details zu verwischen. Stattdessen sollte man die Farbe in mehreren Schichten (meist zwei) auftragen: Das sorgt für deckende Farben, gleichmäßig und ohne unschöne Farbkleckse auf dem Modell.

Wo er auf jeden Fall recht hat, ist dass unverdünnte Farbe schnell patzig wirken kann und im Extremfall auch wirklich Details zuschmiert. Das Auftragen zweier dünner Schichten ist meiner Meinung nach zwar nicht immer nötig – „es kommt darauf an“ ist eine Standard-Weisheit, wenn es ums Bemalen von Minis geht – aber den Grundsatz sollte man sich doch zu Herzen nehmen:

Um eine gleichmäßig deckende Farbschicht zu erhalten, ist es immer besser, die Farbe etwas dünner und dafür mehrfach aufzutragen, als sie in einer einzigen, dicken Schicht auf das Modell zu pappen.

Am Ende sorgt das auf jeden Fall für einen sauberen Eindruck.

Wie viele Schichten tatsächlich aufgemalt werden müssen, hängt aber tatsächlich von mehreren Faktoren ab:

  • Welche Helligkeit hat die Grundierung?

Auf dunkler Grundierung sind immer mehr Schichten nötig als auf hellem Untergrund.

  • Welche Farbe tragen wir auf?

Dunkle Farben decken besser als helle, auch zwischen den Farbtönen bestehen erhebliche Unterschiede: Braun und Grau etwa decken meist hervorragend, während orange und gelb immer mehrschichtig aufgetragen werden müssen, um zu decken.

  • Wie stark ist die Farbe verdünnt?

Hier bestehen bei den Herstellern bereits Unterschiede, zum Teil auch innerhalb der angebotenen Farbpaletten. Außerdem verdünnen wir die Farbe ja auch noch selbst, bevor wir sie auftragen.

  • Wie stark deckend wollen wir den Auftrag tatsächlich haben?

Wenn wir etwa eine Zenital gehighlightete Grundierung aufgebracht haben, kann es sein, dass wir diesen Hell-Dunkel-Verlauf ein wenig erhalten wollen. Dann muss der Farbauftrag dünn bleiben, eher wie ein Glaze / eine Lasur. (Diese Herangehensweise hat im Extremfall aber weniger mit dem Auftragen von Grundfarben zu tun. Es stellt vielmehr eine eigene Technik dar, die ich hier bereits eingehend besprochen habe: Hobby-Zone: Lasieren (Malgrundlagen 3)

Nach den Grundschichten

Haben wir die Farbe geblockt, können wir uns ans Verfeinern machen. Dazu gibt es verschiedene Möglichkeiten, die wir in weiterer Folge besprechen werden:

Highlights und Schatten auftragen

Schichten oder Trockenbürsten sind hier grundlegende Fertigkeiten, die jeder Miniaturenmaler eher früher als später lernen wird. Auch Washes und Tuschen auftragen gehört zum Repertoire, und Lasieren als Maltechnik haben wir ja bereits erwähnt.

Doch wir wollen nichts überstürzen: Erst mal die nächsten Minis schön brav mit einer ersten Farbschicht anmalen! Übung macht den Meister.


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