Japanime-Wahnsinn! Testament

Lese Zeit: 8 Minuten

Japanisches Anime- / Manga-Brettspiel

Japanime Games, LionWings Publishing; Designer: Yasushi „Kuro“ Kuroda

1-4 Spieler, 60 Minuten, ab 14 Jahren

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Es gibt nicht viele Spiele in westlichen Breiten mit guter Anime Story und Manga Design zugleich aufwarten können. Testament schafft es nicht nur, klassisches JRPG Feeling vom Computer auf das Spielbrett zu transferieren, auch die Story passt.

Story

Irgendwann in ferner Zukunft entdecken die Menschen auf einem nahe gelegenen Berg eine Arche. Die darin enthaltene Technologie verspricht Reichtum, Wohlstand und Macht, doch sie zu bergen ist gefährlich. Eine Expedition in der Vergangenheit war bereits einmal gescheitert, alle an ihr beteiligten Forscher mussten ihre Neugier mit dem Leben bezahlen.

Nun aber bricht Holland Mason, der Sohn des verstorbenen Expeditionsleiters, erneut zur Arche auf. Mit seinem Team versucht er, ins Herz des Artefakts vorzudringen und ihr ihre Geheimnisse zu entreißen.

Brett und Karten

Testament wird in einzelnen Partien, oder in einer Serie von fünf aufeinanderfolgenden Szenarien gespielt, die stufenweise aufeinander aufbauen und dabei immer schwieriger werden.

Die Helden treten in jeder Szene mit ihren gebauten Decks aus 4 bis 5 Karten gegen eine sogenannte Stage an, welche aus einem Boss Gegner und dessen Minions besteht.

Der Rundenzähler auf dem Spielbrett zeigt an, wie tief die Gruppe bereits in die Arche vorgedrungen ist, und löst dabei zugleich das Erscheinen der Kartengegner im Spiel aus. Diese Gegner müssen wir allesamt besiegen, um gegen den Boss, der am Ende des Ganges (roten Zähler) auftaucht, eine Chance zu haben.

Doch auch dann ist der Boss ist nicht mit einem Mal zu besiegen: Gleich dreimal müssen wir ihn niederknüppeln, bevor wir den Sieg für uns reklamieren können!

Die Bedrohung (Threat), die vom Boss ausgeht, und seine Sonderfähigkeiten (jeder Boss kommt mit einem eigenen Kartendeck ins Spiel) verändern sich mit jeder Stage, und kein einziger dieser Bosse / Stages ist einfach!

Schwierigkeitsgrad

Wie bei JRPG-Spielen üblich, sind Geschick und Taktik zugleich gefragt, um im Spiel erfolgreich zu sein. Kaum jemand wird bei seinem ersten Durchgang alle Stages clearen können, ohne auch nur einmal zu sterben. Zu stark sind die Gegner und zu zahlreich die Minions.

Bereits beim Wählen der eigenen Kartenfähigkeiten für das Heldenteam (die Handkarten) sind Voraussicht und gute Planung gefragt. Nur mit einem gut kombinierten Set an Karten hat man auch nur den Hauch einer Chance gegen die Begegnungen in der Arche zu bestehen.

Umfang

Zum Glück sind die Kartenfähigkeiten, die uns zur Verfügung stehen, zwar vielfältig, aber auch nicht zu viele. Der Deckbau-Aspekt des Spiels ist damit interessant und doch nicht überfrachtet und kann daher als attraktiver Vorbereitungsschritt locker vor der eigentlichen Partie durchgeführt werden.

Spielablauf

Im Spiel selbst wählt man zunächst also eine Stage – ein Spielbrett mit zugehörigem Boss Gegner – gegen die man kämpfen möchte. Zu Rundenbeginn wandert der irgendwas Kristall immer um ein Feld weiter und bestimmt, wie genau eine vorgegebene Anzahl an Gegnern gespawnt wird; eventuell wartet hier auch mal ein kleiner Bonus auf die Helden.

Nachdem die Gegner nun gespawnt sind, werden zwei Force Würfel geworfen: Die darauf angegebenen Symbole können unsere Helden entweder mit Hilfe von Force Tokens verstärken, oder sie geben uns sogenannte Soul Punkte.

Dann sind die Helden selbst der Reihe nach am Zug:

Jede Spielfigur führt genau eine Aktion durch, indem Sie eine Karte in ihrem Spielbereich tappt und die darauf angegebenen Fähigkeiten und Sonderfertigkeiten ausführt. Diese Fähigkeiten können mithilfe von Force und Buff-Tokens bis zu einem gewissen Grad auch noch verbessert werden.

Auf diese Weise können wir den Gegnern dann Schaden zufügen, sie mit die Debuff-Tokens schwächen, oder uns selbst mit Hilfe von Schilden verstärken beziehungsweise heilen.

Haben alle 4 Helden je eine Aktion ausgeführt, sind als nächstes die Minions an der Reihe, die nun ihrerseits automatisch den Helden Schaden zufügen.

Diese können nun ihre Schilde einsetzen, um den Schaden zu mindern.

Sind die Minions mit ihren Aktionen fertig und ist der Boss im Spiel bereits aktiviert, dann kommt auch dieser entsprechend der aktuellen Aktionskarte in seiner Boss Karten-Auslage nun zum Zug. Er teilt Schaden aus und belegt die Helden seinerseits auch noch mit Drohmarkern (Threat), die kumulativ negative Auswirkungen haben.

Ist der Boss schließlich auch fertig mit seiner Aktivierung, wandert der Kristall einen Schritt weiter und auch der Startspieler-Marker wird an den nächsten Helden im Uhrzeigersinn weitergegeben. Ab nun funktioniert die Aktivierung in jeder Runde wie gehabt: Würfel – Helden – Minions – Boss.

Spielgefühl

Wie gesagt: Testament fühlt sich an wie ein waschechtes JRPG-Computerspiel, nur, dass wir tatsächlich ein Spielbrett mit Karten, Würfeln und Tokens vor uns haben.

Und die Bosse sind knochenhart!

Unsere Fähigkeiten im Spiel sind einfach und effektiv, doch ohne die Super-Sonder-Spezialität eines jeden Helden hätten wir dennoch keine Chance.

Was nun das Spielgefühl letztlich wirklich „japanisch“ macht, ist die Verwendung der erwähnten Soul als Ressource auf der Seelenleiste: Immer wenn wir ein „Soul“ Symbol würfeln, erhalten wir einen Punkt auf dieser Leiste, und auch jedes Mal, wenn wir einen der Minions vom Feld genommen haben.

Ist diese Leiste dann endlich voll – was nach mehreren Runden erst passiert –, dann können wir sie anstelle einer normalen Kartenaktion im Zuge einer Rast Aktion auslösen:

Wir setzen den Soultrack wieder auf 0 und verwenden die Spezialfähigkeit des aktuellen, rastenden Helden. Jeder einzelne Held hat dabei eine andere Fähigkeit, die etwa den gesamten Schaden von allen Kollegen entfernen kann, oder jeden der Kollegen mit Schilden ausrüstet, oder gar den eigenen Schaden auf einen beliebigen Gegner transferiert etc.

Diese eine Sonderfähigkeit aufzuladen und schließlich auslösen zu können ist immens befriedigend!

Dieser Mechanismus fühlt sich denn auch wie das eigentliche Herzstück des Spiels an. (Ein wenig fühle ich mich dabei übrigens an Nanolith erinnert, die ebenfalls mit ihrem Nano-Schock Mechanismus ein sehr ähnliches Spielgefühl erzeugen – wenn auch auf einer ganz anderen, Story lastigeren Ebene.)

Zwischenstand

Ich selbst habe jetzt endlich mal die ersten paar Stages des Spiels geschafft, und keine davon beim ersten Anlauf. Selbst an der Tutorial Mission bin ich beim ersten Mal gescheitert und musste es ein zweites Mal versuchen, um schließlich siegreich daraus hervorzugehen.

Aber das macht nichts, ganz im Gegenteil: Ich halte das in diesem Fall für ein Qualitätsmerkmal, vor allem bei dieser Art von Spielen! Denn hier geht es eindeutig um die Überwindung eines mächtigen Bosses!

Und die Herausforderung, einen neuen Boss Gegner anzunehmen und diesen auch zu besiegen, ist schließlich nur dann wirklich befriedigend, wenn sich auch der Weg zum Ziel auch schwierig genug gestaltet.

Solospiel

Das Spiel lässt sich mit ein bis zu vier Spielern spielen. Ideal sind meiner Meinung nach allerdings maximal ein beziehungsweise zwei Spieler.

Im Solospiel treffen wir alle Entscheidungen für unsere vier Helden selbst, was für einen sehr schnellen Spielfluss sorgt, und sich einfach nur toll anfühlt.

Im Spiel zu zweit übernimmt jeder Spieler jeweils zwei Helden und ein Teil des positiven Spielerlebnisses erwächst dann auch aus der Diskussion und Abstimmung darüber, wer wann welche Karten einsetzen soll und wer welche Fähigkeiten auslöst. Hier ist eine gute Abstimmung Grundvoraussetzung und unerlässlich für den Spielerfolg. Spieler, die auch ohne Alpha Gaming Syndrom gut miteinander auskommen, werden das Spiel aber ebenfalls wirklich genießen.

Für drei bis vier Spieler sehe ich allerdings keine hohen Erfolgschancen für ein gutes Spielerlebnis, zumal die Downtime der einzelnen Spieler immer länger sein wird. Ganz extrem ist das dann, wenn der eigene Charakter einmal ausgeknockt worden ist und man mehrere Runden aussetzen muss.

Spielmaterial und Qualität

Einen kleinen Wermutstropfen bei diesem Spielen stellt das Spielmaterial selbst dar:

Karten und Spielbretter sind zwar toll und auch grafisch schön umgesetzt, doch leider sind in der englischen Übersetzung (aus dem Japanischen) einige Fehler passiert, die einfach nicht sein dürften.

So sind etwa in der Beschreibung der Sonderfähigkeiten auf den Charakterkarten bereits Fehler und Ungenauigkeiten enthalten, die es schwierig machen können, mit dem Spiel überhaupt klarzukommen.

Es ist daher unerlässlich, vor dem Spiel zuerst einmal die Errata zu lesen und sich in den einschlägigen Foren Tipps zu holen!

Auf BGG findet sich hier eine hilfreiche Liste von Korrekturen:

Errata-Liste und Spieler Forum zu Testament auf BoardGameGeek.com

Außerdem sind die Tokens zwar hochwertig, nur die Force Tokens sind nicht immer in der angegebenen Anzahl vorhanden. (Mein Set enthielt etwa nur zwei dieser Tokens, es sollten aber sieben in der Spielschachtel sein.)

Diese Mängel brechen dem Spielt zwar nicht wirklich das Genick – Tokens können leicht ersetzt werden und sind im Spiel ohnehin gedacht unlimitiert, und Kartentexte kann man mit wasserfestem Faserschreiber korrigieren, doch schön sind diese Schönheitsfehler nicht.

Fazit

Es gibt nun mal nicht sehr viele Spiele in unserem Markt, die genau diese Art von Spielgefühl vermitteln, wie Testament es tut. Und deshalb ist der Titel für Anime und JRPG Fans eigentlich ein Muss – trotz aller Macken, die das Spiel hat.

Für casual Spieler und Neueinsteiger ist der Titel allerdings nichts.

Und ob er in meiner Sammlung bleibt, muss noch die Zeit zeigen. Vorerst einmal aber bin ich sehr angetan von dem Spiel. Mal sehen ob das auch noch gilt, wenn ich durch alle Levels durch bin und den letzten Boss auch noch besiegt habe!


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