Solo Rollenspiel: Wands & Laserguns

Lese Zeit: 7 Minuten

Solo P&P Rollenspiel; ENGLISCH

Designer: Christian Bahnweg, Justin Vandermeer; selbstpubliziert

Hashtags: #SoloRPG #Cyberpunk #IndieRPG #HumorRPG


Ein Schatzfund auf der Messe

Ich habe Wands & Laserguns in Essen dieses Jahr auf der Spielemesse bei einem kleinen Rollenspielstand mitgenommen. Es ist eines von diesen Spielen, die die SPIEL so großartig machen: Man findet so gut wie nie in unseren heimischen Läden, und wenn man nicht gerade perfekt in der Rollenspiel-Szene vernetzt ist, bekommt man auch gar nicht mit, dass es sie überhaupt gibt!

Aber auf der Messe stehen dann die Autoren solcher kleiner Highlights an ihren Ständen und verkaufen diese Kleinode an ein Publikum, das sie sonst niemals erreichen würden! Wenn ich so ein Spiel dann mal entdecke, schlage ich da auch gerne zu.

Wands & Laserguns (hier im Weiteren kurz W&L genannt) ist nicht das einzige Spiel dieser Art, das ich von der Messe mit nach Hause genommen habe, und schon gar nicht das einzige Rollenspiel, das ich besitze.

Aber in letzter Zeit habe ich trotzdem kaum ein Rollenspiel auf dem Tisch gehabt: Irgendwie sind da immer eher Brett- und Kartenspiele zu finden, und die Hürde, ein neues System auszuprobieren, schien mir immer etwas zu groß.

Jetzt aber habe ich dieses besondere, kleine Heftchen mit in den Urlaub genommen und endlich auch ausprobiert. Und siehe da: Es ist gar nicht schwierig zu spielen! (Aber extrem schwer zu gewinnen…)

Seite 1: poppig und sehr simpel.

Das Heftchen

W&L ist eigentlich nur ein Heft im A5 Format, das ein komplettes Rollenspiel in sich birgt. Das Setting ist dem geringen Seitenumfang entsprechend natürlich nur rudimentär ausgebaut, und außerdem nicht wahnsinnig ernst gemeint:

Wir sind als High-Fantasy Zauberer durch ein Portal in eine dystopische Cyberpunk Welt teleportiert worden, und müssen uns hier zurecht finden und gegen allerlei seltsame Gegner verteidigen.

Um das Spiel dann wirklich spielen zu können, benötigen wir neben dem Heftchen noch ein einfaches Kartendeck mit 52 Karten, einen zehnseitigen Würfel (W10) sowie einen Zettel und einen Bleistift. Dann kann es auch schon losgehen.

Der gesamte Spielaufbau: 2 Kartendecks, das Heftchen und ein W10 (liegt auf der Kappe).

Regeln

Die Spielregeln sind denkbar einfach: Wir würfeln zunächst unseren W10 um unsere Lebenspunkte zu Beginn des Spiels festzulegen. Außerdem teilen wir die 52 Karten in einen Bildkarten- und einen Zahlenkartenstapel.

Nun ziehen wir pro Runde eine Bild- und eine Zahlenkarte. Diese stehen nun für unsere aktuelle Begegnung („Encounter“): Für jede einzelne Karte beschreibt das Heft in wenigen Worten, welche Begegnung wir gerade haben (ein wenig „Flufftext“ also). Diesen Text lesen wir um herauszufinden, mit welcher Situation und mit welchen Gegnern wir es überhaupt zu tun haben.

Die Zahlenkarten stehen dabei für einfache Begegnungen. Bildkarten besitzen ebenfalls bestimmte Zahlenwerte, die wir zum Wert der Zahlenkarte hinzuzählen müssen, um den Tally (den „Zielwert“) zu ermitteln: So hoch muss anschließend unser Würfelwurf sein, damit wir diese Begegnung siegreich überstehen.

Sind Zahlen- und Bildkarte zufällig von derselben Farbe, dann findet außerdem ein Bosskampf statt.

Siegreich abgeschlossene Kämpfe bringen Boni (z.B. Laserwaffen, Munition oder Zauberstäbe), mit denen wir zukünftige Begegnungen in Folge etwas leichter bestehen können. Verlorene Begegnungen wiederum kosten Lebenspunkte und machen zukünftige Begegnungen schwieriger.

Zahlenkarten und Bildkarten bilden gemeinsam den „Tally“…

Das Spiel spielen

Man setzt sich also mit dem Heftchen in der Hand an einen Platz und erwürfelt zunächst einmal die Lebenspunkte aus und zieht dann das erste Kartenpaar. Die entsprechende Kartenkombination schlägt man dann im Heft nach und liest den Text der Begegnung. Schließlich wird der W10 gewürfelt, um zu sehen, ob man über den Tally kommt (die Summe aus Zahlenkarte und Bildkarte plus eventueller Modifikatoren).

Leider hat man als Spieler am Anfang noch keine Zauberstäbe oder Laserguns in seinem Arsenal, die erhält man erst im Laufe des Spiels, wenn man die richtigen Karten besiegt hat.

Die Karten-Kombis zu besiegen, schafft man aber wiederum nur, wenn man mit seinem W10 den Tally erreicht – und das ist extrem schwierig!

Die Karten im Zahlendeck reichen von 2 bis 10, und die Bildkarten addieren dazu Werte zwischen 1 und 4. Man muss also auf dem 10seitigen Würfel immer mindestens eine 3 würfeln, um einen Test zu bestehen, und das im besten Fall! Es kommt nur zudem nicht selten vor, dass wir eine Begegnung mit hohem Tally bestehen müssen – etwa mit Werten von 12, 14 oder sogar 18 – was mit einem W10 schlicht unmöglich ist. Selbst die wenigen vorhandenen Modifikatoren helfen uns da kaum.

Manchmal geben uns besiegte Gegner zum Glück die Möglichkeit, Encounters auch ohne Würfelwurf zu besiegen, was entsprechend mächtig ist in dem Spiel. Aber diese Karten muss man auch erst einmal besiegen, um sie zu erhalten!

Wenn man zu Beginn beim Erwürflen der Lebenspunkte mit einer 2 oder 3 dasteht, dann kann man das Spiel gleich vergessen.

…Die Spielregeln sind wirklich nicht schwer zu lernen…

Gewinnen und Verlieren

Wir gewinnen das Spiel, wenn wir eins der beiden Kartendecks vollkommen aufgebraucht haben. (Das ist meist natürlich das Bildkartendeck, weil es weniger Karten enthält.)

Der Weg dahin ist aber wie gesagt denkbar schwierig.

Wir verlieren das Spiel, wenn unsere Lebenspunkte auf 0 fallen. Das geht schnell, wenn wir nur ein paar Würfe verpatzen oder hohe Kartenkombinationen ziehen.

Alles in allem hängt man als Spieler in diesem Spiel ganz extrem von Glück ab. Das ist heftig – und auch ein wenig lustig:

Habe ich den Faktor Humor schon erwähnt?

Humor

In Wands & Laserguns geht es eindeutig nicht ums Gewinnen. Es ist sogar fast unmöglich, das Spiel wirklich zu schlagen. Vielmehr geht es darum, auf möglichst kreative Art zu sterben!

So lesen wir immer wieder die witzigen, kurzen Absätze, in denen uns etwa Cops mit Laserkanonen anstelle ihrer Arme verfolgen, weil ihnen unser Zauberhut nicht gefällt, oder psychopatische Supermodels uns nach dem Leben trachten, weil wir ihrer Meinung nach den falschen Lidschatten benutzen.

Immer jagen uns Roboterhunde durch dunkle Gassen oder Raketenwerfer feuern aus allen Rohren, um uns zur Strecke zu bringen.

Die Story-Absätze sind kreativ und völlig überdreht, eine lustige Abwechslung etwa zum düsteren Urlaubsalltag, wenn man seine Freizeit auf einer Strandliege absitzen muss.

Ausdauer

Leider läuft sich das Spiel nach einer Weile tod:

Wir haben mit unserem einfachen W10 einfach keine Chance gegen die Flut an Begegnungen, die uns die Kartenkombinationen entgegenschleudern. Das wirkt bald etwas frustrierend.

Ich habe dieses Spiel nun in dreizehn Partien kein einziges Mal gewonnen, und ich akzeptiere mittlerweile schon keinen Lebenspunktewurfe unter 4 mehr, wenn ich ein Spiel beginne. Eine Aussicht auf einen Sieg besteht quasi nicht.

Das führt leider nach einer Weile dazu, dass man die Texte der einzelnen Encounters gar nicht mehr liest: Man zieht nur noch Karten und würfelt, weil man das Spiel endlich einmal auch gewinnen will! – Man bedient quasi nur noch die Stats, ohne einer Geschichte zu folgen.

Spätestens an diesem Punkt verliert das Spiel seinen Reiz, es wird einfach etwas langweilig.

Fazit

Aber ist Wands & Laserguns denn jetzt langweilig?

So würde ich das nicht sagen. Es ist vielmehr ein kleines Casual-Spiel für Zwischendurch, dem man einfach nicht zu viel abverlangen darf.

Wer also ein richtiges Rollenspiel erwartet, der wird mit Sicherheit enttäuscht sein.

Dieses Spiel ist simpel: Es kommt mit einem Kaugummi im Mund und einem flotten Spruch für jede Situation um die Ecke. Es ist der schrille, komplett in weiß gekleidete Streetperformer in der Fußgängerzone, und nicht unser bester Freund.

Aber es macht Spaß, mal stehen zu bleiben und auch eine Weile mitzumachen.

Und das war´s?

Was das Spiel aber auf jeden Fall kann, ist Lust auf mehr machen, und darin liegt seine eigentliche Qualität.

Ich habe nach den Partien, die ich in in dieser schrägen Cyberpunk Welt verbracht habe, richtig Lust bekommen, mich mal wieder mit einer richtigen, ausgeformten Rollenspielwelt zu beschäftigen. Da freue ich mich nun schon richtig drauf.

Und da ich weiß, dass sich diese Spiele auch prima solo spielen lassen, wenn man keine regelmäßige Spielgruppe für so ein Rollenspiel zusammenbringt, stehen die Chancen gut, dass ich demnächst auch von so einem Spiel berichte: Der Mythic Game Master Emulator macht´s möglich! (Dazu habe ich vor einiger Zeit bereits mal einen eigenen Blog geschrieben, den verlinke ich euch hier:)

LINK zum Blogbeitrag für Solo-Rollenspieler: Der Mythic Game Master Emulator

Wenn ihr übrigens noch nie auf der Spielemesse in Essen wart, oder wenn euch meine Videotagebuch zur Messe interessiert, dann schaut doch gern mal auf dem Spiele Baron YouTube Kanal vorbei:

Link zum Youtube Video: Messebericht Spiel

Und ansonsten freue ich mich darauf, euch bald wieder hier auf dem Blog begrüßen zu dürfen!

Bis dahin wünsche ich euch: Schönes Spiel!

Euer Christian.


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Das Spiel Wands&Laserguns findest du hier als PDF-Download!


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